Werde still … und staune

Corona-Weihnacht 2021

Anmerkung:
Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich hier nur zu Weihnachtsliedern verlinken, die z.B. bei youtube zu finden sind.

Musik zur Einstimmung:
„Maria durch ein Dornwald ging“

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Quelle: https://youtu.be/JRXhY5px9Hs



Gebet am Beginn:
Gott,
in dieser Stunde kommen wir zu dir.
Wir wollen Weihnachten feiern, indem wir die Frohe Botschaft dieser Heiligen Nacht hören.
Sie stellt uns den Anfang unserer Erlösung vor Augen, die ihren Ursprung allein in dir und deiner Liebe zu uns Menschen hat.
Öffne unseren Geist und unser Herz, damit auch in diesem Jahr wir wieder froh dieses Weihnachtsfest begehen.
Darum bitten wir dich durch Christus im Heiligen Geist.
Amen.

Lied: „Menschen, die ihr wart verloren“

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https://youtu.be/i5P8_-gV6Fs

Evangelium von der Heiligen Nacht – Das Weihnachtsevangelium nach Lukas (Lk 2,1-14):

https://www.bibleserver.com/EU/Lukas2%2C1-14

In audio-visueller Form:

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https://youtu.be/054zwuGN11Q

Geistlicher Impuls:
Wie fühlen Sie sich gerade, an diesem Weihnachtsfest?
Wie haben Sie sich gefühlt in den Tagen vor Weihnachten und als auch bei Ihnen die Frage hoch kam, wie Sie dieses Jahr Weihnachten feiern wollen oder können?

Auch in diesem Jahr findet unser Weihnachten 2021 wieder ganz unter dem Vorzeichen der Corona-Pandemie statt. –
Ja, auch ich bin es langsam leid.
Ich bin es leid, dass die Adventszeit so wenig adventlich für mich war, mit so wenigen Gottesdiensten und schönem Adventsgesang. (Allein singt es sich nicht so schön und gerne zuhause).
Auch ich bin es leid, dass ich nicht ohne Bedenken und Befürchtungen in einen weihnachtlichen Gottesdienst gehen kann; dass ich ohne ‚meine‘ Gemeinde aus der Krankenhauskapelle diesen Heiligen Abend begehen muss.

Die Herausforderung für uns alle ist: unter diesen Bedingungen wieder einmal das christliche Weihnachtsfest gut feiern zu können.
Ich denke aber, die Chancen stehen gar nicht mal so schlecht.

Dazu möchte ich Sie auf ein Experiment einladen.
Schauen Sie sich mal bitte einen Augenblick die folgende ‚Wortwolke’ an:

Copyright: Gerd Wittka

(Für jene, die sie nicht gut lesen können) – Sie besteht aus folgenden Wörtern:

Nacht
Armut
bitter
Bitterkeit
Blut
Elend
Finsternis
Furcht
Gefangen
Jammertag
klein
Knecht
Kälte
Not
Schmerzen
Schuld
Sünde
Tod
Todesnacht
Verlorenheit
Winter
Gericht
Armut
Niedrigkeit

Bringen Sie diese Begriffe mit Weihnachten in Verbindung?!
Oder vermissen Sie darunter nicht vielleicht ganz andere Worte?

Vielleicht überrascht es Sie (oder auch nicht): aber diese Wörter kommen alle in dem einen oder anderen uns sehr bekannten Weihnachtslied vor, von denen viele auch gerade am Heiligen Abend in den Christmetten gesungen werden. Alle finden sich im Stammteil unseres „Gotteslob“.

Ich finde es sehr interessant, weil eben nicht das gute und sorgenfreie Leben, Wohlstand, Friede, Freude, Gesundheit, Ehre und Ansehen den Hintergrund bilden, auf dem uns die Botschaft der Heiligen Nacht erreichen soll.

Die Botschaft der Heiligen Nacht ist eine Botschaft, die sich an Menschen richtet, auf die mindestens einer der genannten Begriff in ihrer Lebenssituation zutrifft.

Die Botschaft der Heiligen Nacht ist die Botschaft auf dem Hintergrund des Leidens, der Belastungen und Herausforderungen unseres Lebens.

Die Botschaft der Heiligen Nacht geht deshalb auch nicht in erster Linie in das Getümmel und in den Rummel von Weihnachtsmärkten, Weihnachtsfeiern mit vielen anderen Leute, in Jubel und Trubel dieser winterlichen Zeit.
Sie drängt vielmehr in Situationen von Stille, Einsamkeit, Sorgen und Angst.
Diese sind die Rahmenbedingungen, unter denen die Weihnachtsbotschaft sich Gehör verschaffen möchte.

Auch dazu möchte ich Ihnen eine Wortwolke präsentieren:

Auch das wieder alles Begriffe, die in unseren allseits bekannten Weihnachtsliedern vorkommen.

Diese beiden Wortwolken machen deutlich, mit welchen Begrifflichkeiten die Botschaft der Weihnacht erfüllt ist:

Copyright: Gerd Wittka

liebe
friede
freude
hoffnung
licht
gott
himmel
stern
heiland
kunde
jubel
jauchzen
heilig

retter
lob
botschaft
wärme
helligkeit
engel
gloria
ehre
glanz
froh
dankeslieder
geburt

duft
süße
rose
heiland
kunde
jubel
christkind
erlösung
stärke
sonne
leben
wonne
schein
knieen
beten

wunder
geheimnis
jauchzen
heilig

Was kann das für unser Weihnachtsfest 2021 bedeuten, das wir wieder einmal unter Corona-Bedingungen feiern?

Zu Weihnachten 2013 sagte Papst Franziskus folgende Worte:

Weihnachten ist oft ein lautes Fest: Es tut uns aber gut, ein wenig still zu werden, um die Stimme der Liebe zu hören.“
(Papst Franziskus, Weihnachten 2013)

Mir sagen diese Worte:
• es ist egal, wenn wir auch in diesem Jahr vertraute Formen des Weihnachtsfestes entbehren müssen;
• es ist egal, wenn wir nicht im Kreis vieler lieber Menschen diese Weihnachtstage begehen.

Das alles wird uns nicht daran hindern, frohe und gesegnete Weihnachten feiern zu können.

Wir können gerade dann erfüllte Weihnachten feiern, wenn wir alles das, was uns in diesem Jahr „fehlt“, einmünden lassen in Augenblicke der Stille, der Ruhe, um auf die Stimme der Liebe Gottes zu lauschen, mit der er heute durch den Engel zu uns spricht:

„Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; ER ist der Christus, der Herr.“

Vielleicht hilft es auch, in diesem Jahr ein Wort von Angelus Silesius wieder neu zu ver-innerlichen, das die Sichtweise auf Weihnachten nicht nach außen, sondern nach innen lenken will:

Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren,
und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren.

Angelus Silesius

Nicht erst heute, im Jahr 2021, erfahren wir, dass das Wesentliche der Heiligen Nacht in uns selber stattfindet und nicht von Äußerlichkeiten abhängig ist.

Wenn wir in dem Adventslied „Macht hoch die Tür“ den Text singen „… mein Herzens Tür dir offen ist…“, dann geht es genau darum:
Die weihnachtliche Botschaft zu hören und zugleich mit zu hören, dass Jesus in dieser Zeit auch in uns geboren werden möchte, damit wir mehr und mehr von ihm und seiner Liebe erfüllt werden und diese Liebe gerade auch in Zeiten der Herausforderungen nach außen sichtbar werden lassen können.

Ich möchte mit einem Gedicht von Hermann Hesse enden, das auch nichts an Aktualität verloren hat:
Weihnachten von Hermann Hesse

https://weihnachten.tagesspiegel.de/weihnachten-von-hermann-hesse/
Quelle: Weihnachten (tagesspiegel.de)

Ich wünsche Ihnen und allen Ihren Lieben in diesem Sinne und von Herzen ein frohes, gesegnetes und trostreiches Weihnachten 2021.
Möge die Wärme und das Licht der Heiligen Nacht ihre Nächte, Ihre Sorgen und Ihre ganze Lebenszeit erfüllen.

Lied: „Oh du fröhliche…“

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Quelle: https://youtu.be/6bOzowjVeGw

Bittgebet:

Guter Gott, in dieser hochheiligen Nacht ist der Welt, Christus das Licht, aufgestrahlt, um all unsere Dunkelheit zu erhellen.
Er will hinweg nehmen, allen Kummer, alle Trauer und allen Schmerz.

  • Wir schließen in unsere Gedanken und unser Gebet alle Menschen ein, die weltweit unter Krieg und Naturkatastrophen leiden; deren Leben bedroht wird und die um ihr Überleben kämpfen.
  • Wir denken in diesem Augenblick auch an alle, die allein zuhause dieses Weihnachtsfest feiern müssen und die die gewohnte Gottesdienstgemeinde an diesem Abend vermissen.
  • Wir beten auch für die vielen Menschen, die sich nach Frieden sehen, in der Familie oder auch in sich selbst.
  • Wir beten für jene, die die Corona-Pandemie ganz besonders in Anspruch nimmt und herausfordert: für das medizinische und pflegerische Personal in den Krankenhäuseren, für jene, die sich in Impfzentren und Arztpraxen an der Impfkampagne beteiligen, für jene die in Wissenschaft und Politik nach angemessenen Lösungen zur Bekämpfung der Pandemie suchen.
  • Wir beten für jene, die sich solidarisieren und aus einem gemeinsamen Verantwortungsbewusstsein heraus solidarisch gegen die Pandemie kämpfen und wir bitten für jene, die sich dieser Solidarität entziehen.
  • Wir denken an jene, die unter vielfältigsten Krankheiten leiden und denen manchmal die Lebensfreude zu schwinden droht.
  • Und wir schließen in unser fürbittendes Gebet auch all unsere Verstorbenen ein, die dieses Weihnachtsfest nun in deiner Gegenwart feiern.

Für Sie alle beten wir und für unsere persönlichen Anliegen, in dem wir nun gemeinsam das Vaterunser beten:

„Vater unser im Himmel, …“

Abschluss-Gebet:
Guter Gott,
dieses Weihnachtsfest drängt uns wieder einmal besonders deutlich, für uns die Frage zu beantworten, was uns an Weihnachten wichtig und wesentlich ist?
Vielleicht stupst uns auch dieses Corona-Weihnachten wieder mit der Nase drauf, worauf es bei Weihnachten wirklich ankommt.
Lass uns für diese geistliche Lektion dankbar sein und uns auf die Botschaft konzentrieren, die den Kern der Heiligen Nacht ausmacht.
Erfülle uns dafür mit deinem Heiligen Geist, damit Christus auch in uns wieder neu geboren werden kann und wir ihm in der Krippe unseres Herzens neuen Raum schaffen.
Denn ihm sei die Ehre, unser Lobpreis und unser Dank in dieser heiligen Nacht.
Amen.

Segen:

Guter Gott, du hast uns deinen Sohn gesandt,
damit es im Dunkel unserer Tage licht und hell wird.
Segne uns und unsere Welt, damit Hass und Zwietracht in Frieden gewandelt wird.
Segne die traurigen und hoffnungslosen Menschen, damit sie Freude finden.
Dein Segen bewahre uns an diesem Weihnachtsfest und im neuen Jahr
in deiner Gnade.
Amen.

Zum Abschluss:

Lied: Stille Nacht, Arr.: John Rutter

Englische Version:

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Quelle: https://youtu.be/JLz3ToyIiUc (englisch)

Deutsche Version:

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Quelle: https://youtu.be/CvORPqfA4bk (deutsch)



Viel zu tun – viel zu beten

Reformatorische Spiritualität

Martin Luther (Reformator) – Bild von Otto Wenninger auf Pixabay

„Heute habe ich viel zu tun, deswegen muss ich viel beten.“ (Martin Luther)

Seit vielen Jahren begleitet mich dieses Wort von Martin Luther.
Mit seinen Worten und auf sein eigenes konkretes Leben bezogen, drückt er aus, was in der „Regula Benedicti“, der Ordensregel des heiligen Benedikt ebenfalls zum Vorschein kommt: „Ora et labora“ = Betet und arbeitet.

Ich bezeichne es für mich als „Harmonie des geistlichen Lebens“ was in der Regel des heiligen Benedikt steht und was auch Martin Luther zu seiner Aussage bewogen hat.

Für mein eigenes geistliches Leben bedeutet dies: die Erfahrung, dass viel zu tun ist, zieht meinen Wunsch, viel zu beten, nach sich.



Dabei spreche ich ausdrücklich von einem „Wunsch“ oder von einem „geistlichen Bedürfnis“.

Der sehr subjektive Satz von Martin Luther sagt mir: es geht hier nicht um eine geistliche Forderung an andere. Es geht hier vielmehr um eine ganz persönliche Äußerung eines Menschen, der mit ganz viel Herzblut und aufgrund einer tiefen Spiritualität um eine Reform der Kirche gerungen hat.

Ich nehme aus diesem Wort Martin Luthers für mich: Die Überzeugung, sich für eine Reform in der Kirche stark zu machen, ist aus einer spirituellen Haltung heraus entstanden.
Und sich um diese Reformen zu bemühen, dafür die geistliche, psychische und physische Kraft zu finden, geht für Luther nur, wenn er auch aus der geistlichen Quelle des Gebetes schöpft.

Bild von Yaayaa Diallo auf Pixabay

Die Botschaft von Banneux: Betet viel!

Bevor mein Vater Eduard Wittka 1981 im Alter von 45 Jahren an einen Hirntumor starb, war er viele Jahre vorher schon sehr krank: gezeichnet von vier Operationen am Kopf suchte er – zusammen mit meiner Mutter – Zuflucht und Halt im Glauben.

Er hat damals wiederholt den Marienwallfahrtsort Banneux in Belgien aufgesucht. Natürlich hat er von dort auch Wallfahrtsheftchen mitgebracht.
Noch heute erinnere ich mich sehr gut daran, wie die zentrale Botschaft der „schönen Dame“ immer wieder hieß: „Betet viel!“
Um mehr – aber auch um nicht weniger – geht es bei dieser Botschaft: im Gebet nicht nachzulassen, oder wie es in 1. Thessalonicher-Brief in Kapitel 5,17 heißt: „Betet ohne Unterlass!“

Bild von Pexels auf Pixabay

Die Marienerscheinungen von Banneux gehen auf das Jahr 1933 zurück. Damals war Europa und die ganze Welt in einer großen Krise. Und die ganz schlichte und eindringliche Botschaft von Banneux lautet: „Betet viel!“ Und die „schöne Dame“ führt die Seherin Mariette zu einer Quelle.

Ob man an Marienerscheinungen glaubt oder nicht: die Botschaft von Banneux lautet: Wenn euch schwere Zeiten oder Krisen in Beschlag nehmen, wenn euer Leben von Sorgen erfüllt ist und ihr um euer Leben sorgt, dann vergesst nicht das Gebet.
Das Gebet führt uns zu einer – nie versiegenden – Quelle des Heils, weil wir im Gebet unsere Angewiesenheit auf Gottes Hilfe und Beistand anerkennen, die bei allem segensreichen Wirken und Einsatz in Krisenzeiten not-wendig ist.

Ob in der Krise der Corona-Pandemie, in der Glaubwürdigkeitskrise in der römisch-katholischen Kirche (welche nach Reformen drängt) oder auch in ganz persönlichen Phasen der Herausforderungen und Krisen:

Immer, wenn wir viel zu tun haben und durch die Sorgen und Herausforderungen des Lebens in Beschlag genommen sind, sollte die Quelle des Gebetes nicht versiegen. Denn sie gibt uns Kraft und ermöglicht neues Leben in allen Krisen und Bedrängnissen.




Empfang bestätigt!

In neun Monaten feiern wir Weihnachten

Neun Monate vor Weihnachten (dem symbolischen Geburtsfest Jesu Christi) begehen wir das Fest „Verkündigung des Herrn“

Die Szene wird den meisten von uns bekannt sein: der Erzengel Gabriel tritt zu Maria hinzu und verkündigt ihr, dass sie vom Heiligen Geist erfüllt das ‚ewige Wort vom Vater‘, SEINEN Sohn Jesus Christus empfangen habe.

Quelle: www.pixabay.com



Traditionelle Bilder dieses ‚Geschehens‘ sind sehr plastisch, wie auch die biblische ‚Schilderung‘. Schließlich geht es ja um die Geburt eines Menschen und wir ‚wissen‘, dass in der Regel zwischen Geburt und Empfängnis neun Monate liegen.
Aber so plastisch diese biblische Erzählung ist, so realistisch ist sie auch. Maria ist nicht voller geistlicher Entzückung, sondern eine sehr bodenständige junge Frau, die um die biologischen Vorgänge durchaus weiß: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“

Und auch heute gibt es Menschen, die dieses Ereignis zu sehr biologistisch sehen wollen. Aber lassen diese auch die kritische Frage Mariens zu?!

Verbunden: Glaube und Verstand

Maria ist taff – sie lässt sich trotz ihres Glaubens diese Begegnung mit dem Erzengel nicht gedankenlos über sich ergehen. In dem Wunderbaren verliert sie nicht ihren Verstand, sondern nutzt ihn. Glaube ist auch eine Sache des Verstandes.

Und der Engel antwortet. Aber er begründet dieses Empfängnis nicht biologisch, sondern ‚entführt‘ Maria mit seiner Argumentation quasi in überirdische Sphären, wenn er antwortet: „Heiliger Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ (vgl.

Der Engel versucht erst gar keine biologische Antwort. Er macht sofort deutlich, dass es hier um ein Geschehen aus dem Blickwinkel des Glaubens geht.

Ja, Glaube muss verständlich sein, aber lässt sich mit unseren irdischen Erfahrungen und Sinnen nicht immer begreifen.

Ich denke, darin liegt die spirituelle Spannung dieses Festes.

Es ist müßig, ja geradezu töricht, dieses ‚Ereignis‘ biologisch begreifen zu wollen.

Gabriel und Maria laden uns ein, dieses Geschehen mit dem Augen des Glaubens zu ‚verstehen‘.

Dann verliert dieses Erzählung alle realistische und plastische Klarheit und zeigt das Wahre dieses Festes vielleicht so, wie es ein Glaskünstler mit diesem Kirchenfenster versucht hat, in den Blick zu nehmen:

Hier ist konturen- und schemenhaft mit plastischen Mitteln dargestellt, was mit den Augen des Glaubens sehr konkret wird:

Bild von DEZALB auf Pixabay

Ein Mensch (hier Maria) ist offen für die Ansprache Gottes in ihrem Leben.
In dieser Offenheit für Gott blendet sie aber ihren Verstand nicht aus, sondern nutzt ihn, um zu ergründen und selber zu erkennen.
Und sie erkennt und wird erkannt (‚erkannt werden‘ ist die biblische Umschreibung für den biologischen Geschlechtsakt), aber sie wird erkannt nicht mit der Potenz eines Mannes sondern ‚im Heiligen Geist durch die Kraft des Höchsten‘.

Als aufgeklärter und vernunftnutzender Theologe und Christ wird mir mit zunehmendem Alter klarer: Unser Glaube darf und kann sich nicht biologisch und durch Überlieferungen erklären, die wir allein historisch sehen und verstehen wollen.

Um wirklich Glaube sein zu können, muss unserer irdischer Verstand die Bereitschaft haben, die ‚Augen des Glaubens‘ zu nutzen, die uns dann jenen Durchblick verschaffen können, wo unsere leiblichen Augen vielleicht klar sehen, aber letztendlich allenfalls schemenhaft erkennen können.

Nicht die Empfängnis ist das wunderbare, das ich an diesem Tag in den Blick nehme, sondern dass Maria das, was mit ihr geschehen ist, mit den Sinnen des Glaubens erkennen und deshalb dazu ihr „Ad sum“ sagen konnte.

So wurde das biologisch scheinbar Unmögliche in ihr buchstäblich Wirklichkeit.


Verkündigung

Klar und schemenhaft
glaubhaft und unglaublich
himmlisch und irdisch
zweifelhaft glaub-würdig

Verkündigung

Himmel und Erde
verbindend

(Gerd Wittka, 2021)




Geliebt mit Haut und Haaren

Heute, am Montag der Karwoche 2020 lese ich im Tagesevangelium die folgenden Verse aus Johannes, 12, 1-3:
„Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Bethanien (…). Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Maria bediente (…). Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.“

Gerd Eichmann / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Steinbach-St_Jakobus-60-Maria_Magdalena_salbt_Jesus_die_Fuesse-gje.jpg

Am Beginn der Karwoche also dieses Evangelium. Es richtet im weiteren Verlauf zwar auch den Blick auf das zukünftige Begräbnis Jesu, wenn es in Vers 7 heißt: „…Jesus jedoch sagte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt!…“, aber dieser Satz scheint im Zusammenhang mit der Schilderung vorher etwas widersinnig, denn Maria bewahrt ja eigentlich nichts auf, sondern ‚verschwendet‘ es gleichsam in den Augen anderer.
Deshalb: diesem Evangelium steckt noch viel mehr drin, was bedeutsam für diese Heilige Woche ist.



Der Stoff, aus dem Romanzen sind …

Ich möchte Sie mal zu einem sehr unkonventionellen Gedankenexperiment einladen.
Lesen Sie mal den Auszug aus dem heutigen Evangelium, aber ohne die Namen „Jesus“ und „Maria“ und setzen Sie stattdessen andere – beliebige – Namen ein. Jetzt stellen Sie sich weiter vor, Sie sind Regisseur und sollen einen Film drehen, in dem auch diese Szene vorkommt…
Wie würden Sie dieses Szene gestalten? Was würden Sie in der Szene zum Ausdruck bringen? (Sie können sich gerne dazu auch noch mal das Bild oben anschauen!)

… voller Zärtlichkeit, Nähe, Intimität und Eros

Erinnern wir uns, was wir in Johannes 11, 1f und 5 gelesen haben:

„…1 Ein Mann war krank, Lazarus aus Betanien, dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Marta. 2 Maria war jene, die den Herrn mit Öl gesalbt und seine Füße mit ihren Haaren abgetrocknet hatte; deren Bruder Lazarus war krank. (…) 5 Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lazarus….“

Die Bibel nimmt kein Blatt vor den Mund: die Beziehung zwischen Jesus einerseits und Martha, Maria und Lazarus andererseits war eine Liebesbeziehung.

Ehrlich gesagt: müsste ich diese Szene ins Bild setzen, es wäre eine Szene voller liebevoller Nähe, Zärtlichkeit, Intimität und – ja ich wage es hier zu schreiben – auch etwas Erotik.
Denn was spielt sich hier ab: eine Frau und ein Mann, von denen bekannt ist, dass sie sich sehr nahestehen, sich ‚lieben‘, wie Johannes in einem Kapitel vorher schreibt, kommen sich sehr nah, auch körperlich.

Wenn zwei Menschen sich so nahe kommen, der eine sich vor dem anderen niederhockt, die Füße berührt und sie mit kostbarem Öl salbt und dann auch noch das eigene Haar verwendet, um dieses Öl abzutrocknen, dann braucht es nicht viel Fantasie, dass man spürt, wie es auch zwischen diesen beiden Menschen knistert. Ich denke, dass man dieser Szene eine gewisse Erotik nicht absprechen kann.

Diese Erotik ist zugleich auch Ausdruck der tiefen Liebe zwischen diesen beiden Menschen. Und diese Liebe wird bedeutsam sein, wenn wir in den nächsten Tagen uns der Passion Jesu neu stellen.

Je mehr Liebe um so mehr Schmerz

Es ist kein Paradox, sondern die Kehrseite jeder Medaille, die da „Liebe“ heißt. Je mehr wir einen Menschen lieben, um so mehr schmerzt es uns, wenn diese Liebe bedroht wird. Je mehr wir einen Menschen lieben, um so mehr leiden wir mit, wenn der geliebte Mensch leidet.
Um also den ganzen Schmerz verstehen zu können, den Marta und Maria mit der Hinrichtung und des Todes Jesu erfüllt hat, müssen wir uns vergegenwärtigen, wie groß ihre Liebe zu ihm war.

Wolfgang Sauber / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Gotland-L%C3%A4rbro_kyrka_Bemaltes_Wandmalerei_03.jpg

Schauen Sie sich einmal dazu dieses Bild an. Es ist ein Fresko aus gotischer Zeit. Das Bild zeigt die „Mater dolorosa“, die Schmerzhafte Mutter. Auffällig ist, dass ihr ein Schwert durchs Herz geht.
Mit diesem Bild wird der große, unerträgliche Schmerz Mariens ausgedrückt, den sie bei der Passion und dem Tod ihres geliebten Sohnes erleidet. Ähnlich wird es auch Martha und Maria aus Bethanien ergangen sein.

Wer viel liebt, wird nicht umhin kommen, auch viel zu leiden.
Und die Salbung der Füße Jesu durch Maria von Bethanien bringt die große Liebe zu Jesus zum Ausdruck, die von so viel Hingabe, Zärtlichkeit und Eros geprägt ist.

In Liebe vereint bis … INS LEBEN!

Und wie ist es mit unserer Liebe zu Christus?

Ja, ich finde, wer mutig ist, darf sich einmal selber fragen:
Wie groß ist meine Liebe zu Jesus Christus?
Kann ich mir vorstellen, IHM, wie Maria, die Füße zu salben und ihm ganz nahe zu sein, weil ich mich in seiner Nähe einfach selber geliebt fühle?
Oder graut es mir jetzt schon ein wenig, wenn ich an die Tage der Erinnerung seiner Passion denke und ich mich in Schriftlesung und Meditation auf SEINE Leidensgeschichte einlasse?
Würde ich etwa – wie einige seiner Jünger – auch am Liebsten Reißaus nehmen und direkt vom Palmsonntag nach Ostersonntag fliehen, ohne das Abendmahl, ohne den Verrat, ohne seine Hinrichtung und sein Sterben?

Je mehr ich darüber nachdenke, ahne ich:

Wer Jesus Christus wirklich liebt, mit ganzem Herzen und mit seiner ganzen menschlichen Existenz, der wird die Passion fürchten, aber er wird auch umso mehr mit den Frauen am Ostermorgen zum Grab gehen können und voller Freude erfüllt sein, dass der geliebte HERR, MEISTER, BRUDER und FREUND nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist und uns nahe bleibt, wie ER uns versprochen hat.

Und weil ich auf das lebensvolle Ende sehe, kann ich mich auf die Liebe und den Schmerz einlassen, der aus meiner Beziehung zu Jesus Christus erwächst.
Denn es ist eine Liebe, die uns vereint … bis ins LEBEN!