Sein ‚Verbrechen‘ war es, dass er eine Sehnsucht nach Freiheit hatte. Deshalb wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Mich bestürzen solche Schicksale. Sie zeigen, dass Unmenschlichkeit noch immer an der Tagesordnung ist. Sie zeigt, dass Regime wie in Teheran Verbrecher-und Mörderregime sind!
Ich trauere um Menschen wie Mohsen Shekari, auch wenn ich ihn nicht kannte.
Ich trauere um ihn, weil seine Sehnsucht nach Leben und Freiheit ihm das Leben kostete!
In diesem Zusammenhang möchte ich einen Cartoon aus ireanwire.com verlinken:
Ein anderer Bericht zeigt auf, dass auch das Leben anderer Menschen aus dem Iran durch Exekution akut bedroht wird. So soll auch das Leben eines Fußballspielers bedroht sein
Ein für alle mal! – Botschaft für die Zweifler und Skeptiker
Vor einigen Wochen habe ich von den religiösen und geistlichen Skrupulanten gesprochen.
Heute wendet sich der Hebräerbrief an eine andere Personengruppe unter den Christinnen und Christen, die eigentlich auch nicht so richtig glücklich mit ihrem Glauben werden.
Ich meine die Skeptiker und Zweifler. Hier besonders jene, die an der grenzenlosen Vergebung Gottes zweifeln.
Die Geschichte des Christentums ist voll von der Frage macher Menschen, ob und wie sie die Vergebung der Sünden erlangen können? Sie fragen sich allenthalben:
Was muss ich dafür tun? Welchen Preis muss ich dafür zahlen, dass mir Vergebung Gottes zuteil wird? Wie kann Gott mir vergeben? …
Fragen, liebe Schwestern und Brüder, die der Vergangenheit angehören? Mitnichten!
Gegen die geistliche Angst
„Meine Schuld ist zu groß, als dass Gott mir dafür Vergebung schenken wird!“ – solche oder ähnliche Sätze bekomme ich immer wieder in seelsorglichen Gesprächen zu hören. Solche Sätze zerreißen mir das Herz, sehe ich doch dahinter Menschen, die so sehr nach Erlösung schreien und meinen, sie nicht zu bekommen.
Welch eine seelische und geistliche Not sich hinter solchen Aussagen verbirgt?!
Die Überzeugung, dass man selber nicht in den Genuss der Sündenvergebung durch Gott kommt, kann Menschen auch buchstäblich krank werden lassen.
Manche von ihnen finden sich auch in psychiatrischen Kliniken. Doch viele versuchen irgendwie mit dieser geistlichen Not klar zu kommen. Wie wäre ihnen wenigstens zu wünschen, dass sie an gute und erfahrene geistliche Begleiter:innen geraten, die ihnen helfen können, sich von dieser Bürde der geistlichen Angst zu befreien!
Mir scheint, dass Paulus heute im Hebräerbrief auch solche Menschen vor Augen hat. Denn wenn man davon ausgeht, dass er in der heutigen Lesung eine Antwort gibt, dann können wir auch in Gedanken überlegen, welche Frage dem wohl voraus gegangen ist?
Ich bin davon überzeugt, dass es solche Fragen sind, die ich gerade eben skizziert habe.
Menschen, die solche Fragen haben, müssen ernst genommen werden. Wir sollten sie deshalb nicht schelten. Wir sollten auch nicht über ihren vermeintlich mangelnden Glauben urteilen.
Vergebung wirklich für alle und alles möglich?!
Denn ihre Fragen, ihre Zweifel und ihre Skepsis hat sicherlich auch mit dem unfassbar großen Werk der Erlösung zu tun, das Jesus für uns und an uns getan hat.
Es ist eine der größten Fragen des Christentums, ob und wer die Vergebung der Sünden erfahren wird? Und – wenn wir ehrlich sind – mutet uns es doch geradezu unmöglich an, dass selbst den Menschen mit den größten Verbrechen die Vergebung ihrer Sünden möglich ist. In verschiedenen Diskussionsrunden bringen es Menschen auf den Punkt: Können selbst Menschen wir Adolf Hitler Vergebung finden? Ist Jesus auch für ihre Sünden gestorben? — Unglaublich, oder?
JA!
Die große und großartige Antwort des heiligen Paulus auf so viele Fragen der Menschen nach Vergebung von Schuld und Sünde ist:
Ein für alle Mal ist das einzigartige Versöhnungsopfer Christi erfolgt, das die Menschen mit Gott versöhnt hat.
Herausforderung: Opfer-Theologie
Paulus macht diese Aussage natürlich auf dem Hintergrund der damaligen Opfermentalität des Judentums aber auch anderer damaliger Religionen. Der Grundgedanke dahinter: Opfer sollen Gott beziehungsweise die Götter milde stimmen und sie wohlgefällig gegenüber den Menschen machen. Je mehr Opfer, um so höher die Chance, dass es was wird mit den wohlgefälligen Göttern oder dem wohlgefälligen Gott.
Doch schon im Alten Testament zeichnet sich eine Veränderung dieses Glaubens ab; denn was können die Menschen Gott schon opfern, was ihm nicht schon längst gehört, weil es von ihm kommt?!
Wer also könnte Gott so ebenbürtig sein, ihm ein Opfer zu bringen? Nur ER selber – in seinem menschgewordenen Sohn Jesus Christus.
Liebe Schwestern und Brüder, ich weiß, die ganze Opfertheologie ist für uns heute mit vielen schwierigen Fragen verbunden, die ich hier jetzt nicht alle ansprechen kann.
Für uns und heute ist nur wichtig, dass Paulus diese Opfertheologie aufgreift, die damals noch viel mehr das Glaubensleben der Menschen prägte, als sie es heute ist.
Deshalb versucht er seinen Zeitgenossen eine befriedigende Antwort gegen ihre geistliche Angst zu geben; eine Antwort, die auch uns heute helfen kann.
Heute: Selbsterlösungs-Phantasien
Heute wollen wir uns weniger Gott durch Opfer gefällig machen. Heute ist es vielmehr der Selbsterlösungsglaube, der den Menschen zu schaffen macht:
Du musst es nur wollen.
Jeder ist seines Glückes Schmied.
Selbstoptimierung durch Coaching
Nur wer etwas leistet, kann auch etwas für sich beanspruchen.
…
Das kann zu einem Leistungsgedanken auch in religiösen Dingen führen: nur wenn ich etwas leiste, wenn ich mehr und richtig glaube und liebe, dann kann ich auch erlöst werden.
Eine solche Haltung wird den Menschen auf Dauer körperlich, seelisch und geistlich überfordern und ihn im Letzten ruinieren.
Die Lesung aus dem Hebräerbrief hat für uns heute nur dann einen Sinn, wenn wir für uns akzeptieren, dass wir uns niemals so sehr selbst optimieren können, um letztlich ohne Fehl und Makel da zu stehen.
Wer das anerkennt, der bejaht auch die eigene Erlösungsbedürftigkeit. Und wenn wir das erkannt haben, dann bekommt auch das Wort aus der heutigen Lesung für uns eine tröstliche, erbaulich und motivierende Dimension, die uns nach vorne schauen und uns nicht voller Skepsis zurück lässt:
„Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt. Wo also die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Opfer für die Sünden mehr.“ (Hebr. 10,18)
Ich wünsche uns, dass uns dieses Vertrauen in Christus immer wieder ergreift, dass ER ein für alle Mal für uns und für unsere Sünden gestorben und auferstanden ist.
Die stillen Held*innen
Die Personen, über die ich heute hier schreiben möchte, ‚verstecken‘ sich hinter einem fachlichen Wortungetüm: randomisierte doppelblind-Studie (RCT englisch: randomized controlled trial).
Heute möchte ich die Personen in den Blick nehmen, die unter dem Begriff „Impfproband*innen“ geführt werden.
Das sind die Menschen, die sich bei der Entwicklung eines Impfstoffes bei der Erforschung eines möglichen Impfstoffes freiwillig als Testpersonen zur Verfügung stellen. (Ich möchte hier ausdrücklich außen vor lassen, ob sie dafür ein Entgelt bekommen oder nicht, denn das spielt hier für meine Gedanken eigentlich keine Rolle, ist irrelevant.)
Ich finde, dass solche Menschen, gerade auch in dieser aktuellen Corona-Pandemie zu den ’stillen Held*innen‘unserer Zeit gehören. (Ja, ich bin mir auch im Klaren darüber, dass der Begriff „Held*innen“ recht pathetisch klingt. Aber Sie können mir ja nach dem Lesen dieser Zeilen gerne einen geeigneteren Begriff vorschlagen.)
Zuvor aber eine kurze Erklärung zu ‚randomisierter Doppelblind-Studie‘:
‚Randomisiert‘ bedeutet, dass die Impfprobanden zufällig für eine solche umfassende Impfstudie ausgesucht werden.
‚Doppelblind‘ bedeutet, dass sowohl die Forscher*innen wie die Proband*innen nicht wissen, ob sie den potentiellen arzneilichen Wirkstoff oder ein Placebo verabreicht bekommen. Das heißt, dass beide Seiten nicht wissen, welcher Stoff gereicht oder – wie bei der Corona-Impfstoffentwicklung – gespritzt wird.
Wesentliche Elemente der humanen Testphase sind folgende:
Testung auf Veträglichkeit eines möglichen Impfstoffes
Testung auf Nebenwirkungen
Wirksamkeit eines möglichen Impfstoffes
Bei den Testungen auf Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten stellen sich Menschen als Testpersonen zur Verfügung, mit deren Einsatz ermittelt werden soll, ob der Impfstoff (der bereits vorher mitunter auch an Tieren erprobt) wurde, für Menschen gesundheitlich unbedenklich ist (Toxitizät = Giftigkeit der/des Wirkstoffe*s). Menschen, die sich in dieser Testphase zur Verfügung stellen, gehen das Risiko ein, dass der erprobte Wirkstoff nicht verträglich ist oder gesundheitliche Nebenwirkungen und Unverträglichkeiten aufweist. Dabei ist das Risiko zwar zuvor durch tierische Tests kalkulierbarer, aber es sind urchaus auch gefähliche Reaktionen, wie allergischer Art etc. möglich. In der Phase, wo die Nebenwirkungen getestet werden, wird auch gleich mitgeteste, ob der Wirkstoff überhaupt wirksam ist.
In der dritten Phase wird dann die Wirksamkeit des möglichen Impfstoffes an einer großen Personengruppe geprüft und die prozentuale Wirksamkeitsrate ermittelt.
Die ersten beiden Phasen bergen für die Proband*innen das größere gesundheitliche Risiko.
Da in solchen Doppelblind-Studien auch ein gleicher Teil von Placebos verabreicht werden, haben die Proband*innen nicht unbedingt einen gesundheitlichen Vorteil davon, dass sie sich als Testperson zur Verfügung gestellt haben.
Held*innen – warum?
Wie vorab geschrieben: lassen Sie uns nicht über den Begriff „Held*innen“ streiten. Darum geht es mir nicht.
Mir geht es darum, dass wir mit mehr Dankbarkeit auf diese Menschen schauen.
Für mich sind sie ‚Held*innen‘, weil sie uneigennützig sich und ihre Gesundheit zur Verfügung stellen, um vielen Menschen zu helfen, sie womöglich vor schwersten Langzeitschäden oder sogar vor dem Tod zu bewahren!
Ich habe großen Respekt und Hochachtung vor diesen Menschen, die sich zudem weltweit für solche Studien zur Verfügung stellen. Das bedeutet, dass wir Menschen in den reicheren Nationen von Menschen in ärmeren Nationen profitieren, die trotz ihrer wirtschaftlichen und medizinisch schlechteren Lage bereit sind, ihr Leben und ihre Gesundheit für uns einzusetzen.
Wenn wir dieses mehr bedenken, dann hat das auch für mich ethisch-moralische Folgen:
Wir müssen weltweit dafür sorgen, dass wirksame Mittel, Medikamente und Impfstoffe allen Menschen zu bezahlbaren Konditionen zur Verfügung gestellt werden.
In der Diskussion, ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht, sollten wir auch den Einsatz der Proband*innen im Hinterkopf haben, die in einer Impfung ein mögliches Mittel sehen, das helfen kann. Und weil sie diese Hoffnung in solche Mittel haben, sind sie bereit, sich als Testpersonen zur Verfügung zu stellen. Wer also als Impfgegner*in die Impfung infrage stellt, stellt auch den Einsatz solcher Proband*innen infrage.
Ich finde, angesichts solcher Hilfsbereitschaft sollten und dürften wir in der gesellschaftlichen Diskussion etwas demütiger und deutlich dankbarer sein.
Gebet:
Herr und Gott, in unseren Zeiten gibt es immer wieder Menschen, die selbstlos sich für das Wohl anderer Menschen einsetzen. Dazu gehören auch jene Menschen, die sich als Proband*innen bei der Entwicklung von Corona-Impfstoffen zur Verfügung stellen. Sie sind bereit ihre eigene Gesundheit und ihr Leben zu riskieren.
Guter Gott, dankbar denke ich in diesen Zeiten an diese Menschen und bitte dich: Segne ihr Leben, segne ihre menschenfreundliche Gesinnung und vergelte ihnen das Gute, dass sie der Menschheit tun.
Lass uns ihren Einsatz nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen und lass uns von ihnen lernen, wenn es darum geht, ob und wie wir bereit sind, uns für andere Menschen und deren Heil einzusetzen. Amen. (Gerd Wittka, 03.01.2021)
!!! TRIGGER-Gefahr !!!
Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche
Vor einigen Wochen erschütterte auch das Bekanntwerden eines Missbrauchsskandals durch einen Priester unseres Bistums. Ein pädophiler Priester, der in verschiedene Bistümer versetzt wurde, hatte viele Missbrauchsfälle begangen. Dieser Priester war Kaplan in Bottrop und dann kurze Zeit später in Essen. Danach wurde er ins Bistum München versetzt.
Das Recherchenetzwerk ‚correctiv‘ und die ZDF-Sendung ‚frontal21‘ haben intensiv zu diesem Fall recherchiert. Am Mittwoch, den 18. Februar 2020 ist in der Sendung ‚frontal21‘ dazu ein Beitrag erschienen. In diesem Beitrag zeigen sie Spuren auf, die auch zu dem damaligen Bischof von München und des späteren Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger führen.
Während der Recherche meldeten sich weitere Missbrauchsopfer bei ‚correctiv‘ und ‚frontal21‘.
Ich setze mich ganz bewusst für diese Recherche ein und veröffentliche deshalb diese Beiträge, um mich für Opfer und Betroffene einzusetzen, um ihnen Gehör zu verschaffen, um weitere – bislang unbekannte – Opfer zu ermutigen, sich ebenfalls zu melden und Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ich setze mich aber auch ganz bewusst für die Veröffentlichung dieses Beitrags ein, um auch in unserer eigenen katholischen Kirche darauf aufmerksam zu machen, dass wir nicht schweigen dürfen.
Ich habe immer noch den Eindruck, dass dieses Thema konkret in Pfarreien und Gemeinden viel zu wenig behandelt wird.
Ja, es ist eine Zumutung! Ja, es schockiert und entsetzt! Ja, es mag auch Nicht-Betroffene verstören!
Denken Sie aber immer auch daran:
Opfer und Betroffene verstört diese Erfahrung und dieses Thema nicht nur. Es zerstört mitunter deren Leben, deren Zukunft, deren Seele!
In erschreckend vielen Fällen sexualisierter Gewalt – gerade auch durch kirchliche Mitarbeiter – schauen wir immer noch viel zu wenig auf die Opfer und auf das grenzenlose Leid, dass die Opfer/Betroffenen auch noch nach Jahren oder Jahrzehnten erleben!
Das ist oft denen nicht bewusst, die so nonchalance die Opfer/Betroffenen übergehen und ihnen kein Wort und keine Gedanken widmen. Warum? Unsensiblität oder Ignoranz?!
Das werde ich nie verstehen und auch niemals akzeptieren! Denn das ist ein Skandal!
Anmerkung: Ich verwende hier gleichzeitig die Begriffe „Opfer“ und „Betroffene“. Die Menschen, die sexuellen Missbrauch erfahren haben, verwenden – aus unterschiedlichen Gründen – entweder den einen oder anderen Begriff. Für die Verwendung dieser beiden Begriffe gibt es berechtigte Gründe. Indem ich beide Begriffe benutze, möchte ich deutlich machen, dass ich es den Betroffenen/Opfern überlasse möchte, welche Begriff sie für sich angemessen empfinden.