Die Welt der Tipps und Ratschläge – in Hülle und Fülle
Die nachfolgend verlinkte Kolumne aus der „Apotheken Umschau“ bringt es auf den Punkt! Bei Gelegenheit gerne mal lesen!
Von vielen Seiten bekomme auch ich – sicherlich auch wohlmeinende – Ratschläge. Aber keiner weiß so genau, was eigentlich zu tun ist. Und so wird es für mich manchmal auch stressig, mir diese vielen – gut gemeinten – Ratschläge anzuhören. Mittlerweile ist es sogar soweit, dass ich Sorge habe, zu meinem Hausarzt zu gehen und dann doch nur wieder in ein ratloses Gesicht zu blicken.
Bitte nicht persönlich nehmen! Ich verstehe ja, dass viele sich um mich sorgen und gerne helfen und unterstützen können. Aber wahr ist auch der Satz in der Kolumne: „Unheilbar heißt nicht unbehandelbar – gegen einzelne Symptome kann man hier und da etwas tun.„
Bei mir gibt es noch eine kleine ‚Hoffnung‘: bislang steht auf meiner Diagnose noch nicht ME/CFS, sondern ’nur‘ Post-Covid. Das liegt auch daran, dass die Diagnose von ME/CFS sehr schwierig ist und mitunter mehrere Jahre vergeht. Und ich habe nicht alle – Gott sei Dank – und nicht so gravierende Symptome, wie sie bei ME/CFS benannt werden. Das lässt mich hoffen, dass ‚dieser Kelch an mir vorübergehen‘ wird.
Also kann ich nur den mühsamen Weg gehen und schauen, was mir hilft, dass die Symptome nicht so stark werden und ich halbwegs gut durch den Tag, durch die Woche und die Monate komme und dabei nicht vollends deprimiert durchs Leben gehe.
Und wenn ich dann Menschen in meinem Umfeld habe, die das versuchen, mit mir auszuhalten, die akzeptieren, wenn ich – aus mittlerweile mehreren Monaten Erfahrungen – deutlich mache, was ich wohl schaffen und leisten kann und wann ich mir eine Ruhe- und Erholungsphase gönnen muss, dann wäre das das Größte und Schönste, was mir passieren kann: Menschen, die mich so akzeptieren und nehmen, wie ich bin und was ich kann!
Schön, dass ich solche Menschen um mich habe, die das immer wieder zeigen. Ja, ich weiß, dass meine und eure Hilflosigkeit auch frustrierend ist. Aber: gemeinsam auszuhalten ist schon großartig und vielleicht das Einzige, was ihr tun könnt.
Danke dafür!
05.10.2025
Unberechenbar
Ich muss meinem Herzen Luft machen. Ich bin völlig deprimiert und den Tränen nahe. Heute habe ich wieder einen Crash – obwohl ich so vorsichtig war und meine Pacing-Strategie eingehalten habe.
Ich wusste, dass der gestrige Tag anstrengend sein würde und habe mich gut vorbereitet. Trotzdem war er kräftezehrend.
Gestern standen zwei schöne, aber fordernde Termine an: um 14 Uhr eine Taufe, um 16 Uhr die hl. Messe im Krankenhaus. Schon mittags besorgte ich Blumen und bereitete die Kapelle vor. Auf die Taufe hatte ich mich gefreut – die Familie war sehr nett –, doch solche Feiern verlangen viel Energie. Man leitet, moderiert, muss flexibel reagieren und zugleich sensibel bleiben, vor allem bei Kindern und unvorhersehbaren Situationen.
Nach der Taufe wieder alles aufräumen, durchlüften, kurz ausruhen und die Predigt für die Messe vorbereiten. Schon da fühlte ich Müdigkeit und schwere Beine. Bei der Messe dann erste Wortfindungsstörungen, am Ende sogar ein Fauxpas, weil mir mitten im Satz die Worte fehlten – Brainfog in seiner reinsten Form. Peinlich und für alle sichtbar.
Zu Hause nur noch Abendessen, Vesper beten und früh ins Bett – selbst eine empfohlene Serie konnte ich nicht mehr anschauen.
Heute dann der nächste Schlag: Unser Chor sollte in der Gemeindemesse singen. Ich war früh wach, aber völlig erschöpft, bleiern müde und kraftlos. Tränen, Ohnmacht, das Gefühl zu versagen – obwohl ich weiß, dass es nicht meine Schuld ist. Ich musste absagen.
Nun will ich nur noch halbwegs gut durch diesen Tag kommen und hoffe, dass es mir morgen körperlich und seelisch wieder besser geht.
Post-Covid ist unberechenbar.
Karsamstag – Tag der Grabesruhe
Es ist alles getan …
In Zeiten von Post-Covid und meinem Fatigue (Erschöpfungssyndrom) feiern sich für mich die Kar- und Ostertage deutlich anders. Ich habe so eine ähnliche Phase schon einmal erlebt, als ich Anfang 2020 an einer Depression erkrankt war.
Mir steht momentan nur Energie-Reserven für ca. drei Stunden zur Verfügung, bevor ich wieder in die Erschöpfung falle. Um also diese Feiertage auch mit meinem Dienst gut in Einklang bringen zu können, ist gute Planung nötig.
Da trifft es sich gut, dass ich persönlich am Gründonnerstag und Karfreitag keine liturgischen Dienste wahrnehmen musste.
Es ist alles getan ….?!
Leider trifft das nicht für jene zu, die im kirchlichen Dienst stehen, als Küster:in, als Kirchenmusiker:in, als Gottesdienstleiter:innen oder Seelsorgende (ob hauptberuflich oder ehrenamtlich!).
Für mich als Krankenhausseelsorger fallen damit verschiedene Aufgaben an:
Inhaltliche Vorbereitung der Gottesdienste
Vorbereitung und Gestaltung von Gottesdiensträumen und Seelsorgewände in den Krankenhäusern
praktische Arbeiten für die Gottesdienste (Kapellengestaltung, liturgische Vorbereitungen von Liturgiegeräten, Messbuch und Lektionaren, andere organisatorische Arbeiten, …)
Deshalb habe ich Gründonnerstag und Karfreitag ganz bewusst persönlich spirituell begangen mit Schriftlesungen, Stundenliturgien, Betrachtungen …
Es ist alles getan …
Weil dem nicht so ist/war, musste ich gestern am Karfreitag Abend mich schon auf den Weg machen, um in beiden Krankenhäusern Vorbereitungen für Ostern zu treffen. Zwar widerstrebt mir das innerlich, bereits am Karfreitag Kapellen – wenn auch nicht vollständig – ‚österlich‘ herzurichten. Aber wenn es dann Ostern fertig sein soll, geht es nicht anders. Also war ich gestern Abend unterwegs und habe begonnen, im Johanniter-Krankenhaus die Kapelle umzugestalten und auch die Seelsorge-Wand im Bereich des ehemaligen Cafés.
Heute Abend, nach dem Gottesdienst im AMEOS-Klinikum St. Clemens, werde ich dort noch Blumen und Kerzen auf dem Altar stellen. Dann ist diese Kapelle fertig – in der leider keine Gottesdienste zu Ostern stattfinden.
Anschließend fuhr ich noch ins AMEOS-Klinikum St. Clemens Oberhausen. Auch dort gibt es eine Kapelle, in der am Karsamstag – bereits um 16.00 Uhr – der erste Ostergottesdienst gefeiert wird. Ich bin froh und sehr dankbar, dass ich dort heute zwei Herren haben werde, die mich vor Ort unterstützen werden, sowohl in der Sakristei als auch während des Gottesdienstes. Insgesamt haben wir eine Frau und vier Männer, die grundsätzlich und ehrenamtlich für Küsterdienste, Lektorendienste, Kommunionhelfer:innen-Dienst und was sonst noch so nötig ist, bereit stehen.
In der Kapelle hatten wir noch die Gestaltung von Palmsonntag.
Das musste natürlich abgebaut und aufgeräumt werden. Einige Palmzweige hatten sich allmählich in der Kapelle verteilt …
Damit ich heute nicht zu viel machen musste, hatten wir – mein Kollege in der Krankenhaus-Seelsorge und ich – schon letzte Woche die Osterkerzen vorbereitet. Nun wollte ich noch in Ruhe andere Vorbereitungen erledigen, wie liturgische Bücher präparieren, Give-aways (Eier und Postkarten) vorbereiten und was man sonst schon so tun konnte. Auch der Altarraum wurde schon etwas österlich dekoriert: das Kreuz bekam eine Stola und Palmzweige, der Altar eine festliche Tischdecke.
Heute werden dann mit Hilfe der Helfer dieses alles in der Kapelle bereitet und dazu kommt noch besondere Festtagsbeleuchtung, die während des Ostergottesdienstes in der Kapelle für eine Effektbeleuchtung sorgen werden.
Nach über drei Stunden war ich dann wieder ziemlich erschöpft und kam gegen 21.30 Uhr gestern nach Hause. Danach ging es nur noch auf die Akupunkturmatte und dann ins Bett. Leider fand ich erst gegen 01.30 Uhr heute Morgen Schlaf und war wieder um 7.45 Uhr wach. Aber so ist das mit Post-Covid. Doch ich verließ die Kapelle mit einem tiefen Eindruck von Karsamstag, wie das nachfolgende Bild zeigt:
Dieses Bild symbolisiert für mich den heutigen Tag.
Es ist alles getan …
Ja, es ist alles getan. Ich werde nicht mehr durch die Geschäfte hetzen, mich nicht hinreißen lassen zu Hektik und Stress.
Stattdessen habe ich heute morgen in aller Ruhe die Laudes gebetet, etwas Klaviermusik gehört und dann gefrühstückt. Draußen singen die Vögel und ich höre auch das geschäftige Treiben – den regen Autoverkehr in den benachbarten Straßen. Doch für mich ist (fast) alles getan. Gleich singe ich noch mal das Exultet … und dann ist es gut.
Der Karsamstag ist für mich – wenn auch kein ganzer Tag – ein wirklicher Tage der Grabes-RUHE! Und wenn ich intensiv in mir hineinhorche, dann ist das eine verheißungsvolle Ruhe und eine erwartungsvolle Stille. Ich warte ruhig und geduldig auf den Augenblick, wo wir feiern werden, weil uns allen
DAS LEBEN BLÜHT!
Alle Fotos: copyright by Gerd A. Wittka, 2025
17.02.2025
Post-Covid
Meine Leitsymptome:
Fatigue (Erschöpfungssyndrom): kommt schon nach ca. zwei Stunden körperlicher oder geistiger Aktivität. Danach bin ich so erschöpft, dass ich mich buchstäblich kaum auf den Beinen halten kann und ich mich hinlegen muss.
Einschlafstörungen: ich bin hundemüde und habe das dringende Bedürfnis, zu schlafen. Ich lege mich hin, aber ich finde keinen Schlaf. ‚tired but wired‘ nennt sich das.
Durchschlafstörungen: Bin ich dann mal in den Schlaf gekommen, schlafe ich selten länger als fünf Stunden, egal wie spät ich eingeschlafen bin. Letzte Nacht nach 1.30 Uhr eingeschlafen und um 5.30 Uhr lag ich wieder wach.
Konzentrations- und Wortfindungsstörungen: Je nach körperlicher oder geistiger Anstrengung stellen sich mitunter auch diese Störungen ein. Anfangs hatten Menschen, die es mitbekamen, Sorge, dass ich einen Schlaganfall habe; das ist aber – Gott sei Dank – nicht eingetreten. Dennoch bringe ich es manchmal nicht fertig, Worte – die ich im Kopf habe – auch auszusprechen. Nach einigen Minuten geht es dann wieder.
18.01.2025
Pünktlich gestern zu Bett gegangen, gegen 23.00 Uhr. Einschlafen ging so halbwegs – hatte pflanzliche Beruhigungstabletten und Melatonin genommen.
Doch gegen 5.00 Uhr: wach. Müde und aufgedreht – ‚tired and wired‘.
Es ist anstrengend und nervig.
Das wird heute wieder kein so guter Tag – ein Tag, den ich einfach überstehen muss. Vor dem Gottesdienst wieder eine Runde schlafen, damit ich den Gottesdienst überstehe … und danach schauen, wie lange ich es durchhalte. Ich will mich danach aber nicht wieder schlafen legen, damit ich in einen halbwegs vernünftigen Schlaf-Wach-Rhythmus finde.
Nur: manchmal bin ich tagsüber so erschöpft und kaputt, dass es mir schwerer fällt, Treppen zu steigen, ich fühle mich wackelig auf den Beinen und mir ist schwindelig.
Nächste Woche starte die Forschungsstudie, an der ich als Proband teilnehmen werde.
Auch das will ich versuchen. Bin gespannt wohin die Reise geht.