„Lehre mich, Herr, deinen Weg …

… dass ich ihn gehe in Treue zu dir, richte mein Herz auf das Eine: deinen Namen zu fürchten!“ (Psalm 86,11)

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An dieses Wort, das ich mir als Primizspruch zu meiner Priesterweihe am 20.05.1994 ausgesucht habe, geht mir in diesen Tagen viel durch den Kopf.



Ich bin nicht der Meinung, dass mit der Vollendung des 60. Lebensjahres eine neue, eigene Etappe in meinem Leben angefangen hat.
Doch ich spüre gleichzeitig auch: der Zenit ist überschritten.
Fragen nach der eigenen Gesundheit zum Beispiel bekommen auf einmal einen anderen Stellenwert. Bislang ging vieles einfach irgendwie glatt.
Als ich aber vor einigen Tagen bei meinem Hausarzt war und ein großes Blutbild anstand, bat ich ihn, auch bestimmte Parameter mit in den Blick zu nehmen, die auf altersbedingte Veränderungen hinweisen konnten.
Auch gibt es familiäre Veranlagungen, die ich in diesem Zusammenhang checken wollte, weil daraus im Alter meiner Familienangehörigen Erkrankungen entstanden, bei denen ich das Gefühl habe, dass auch ich nicht davor gefeit bin.

Und meine Gedanken wurden bestätigt und ich erhielt die klare Ansage, dass auch ich entsprechende Dispositionen habe und es Veränderungen gibt, die bei mir ähnliche Krankheitsverläufe im Alter möglich machen.

Kopf und Bauch

Der Kopf hat mir gesagt, dass es gut ist, diese Themen frühzeitig anzugehen und ich habe es ja auch selber initiiert, weil ich Vor- und Fürsorge für mich leisten möchte.
Aber wenn ich dann erfahre, dass ich halt auch in dieser Vererbungslinie stehe, dann lässt mich das auch nicht kalt.

Und so schwirren mir die Gedanken durch den Kopf und ich fühle im Bauch eine Unruhe und Nervosität, mit denen ich lernen muss, umzugehen.
Der Kopf sagt mir: „Schlage ein neues Kapitel in deinem Leben auf!“ – und der Bauch ist noch nicht so weit. Dennoch spürt auch er, dass es Zeit für Veränderung und Anpassung ist. Denn ich kann nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als würde ich nicht älter und als könnte ich das Rad der Zeit still stehen lassen.

Ich habe noch Erwartungen und Wünsche an mein Leben. Und sie lassen sich nur verfolgen, wenn ich mich mobilisieren kann, neue Akzente zu setzen und neue Wege zu wagen.

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„Lehre mich, Herr, deinen Weg …“

Deshalb kam mir also in diesen Tagen wieder mein Primizspruch in den Sinn.
Und er ist so richtig in dieser Phase meines Lebens.

Denn wenn ich meine Lebenszeit als Aufgabe verstehe, die mir von Gott gegeben wurde, dann möchte ich auch, dass er mir dabei hilft, im Lichte seiner Weisheit mein Leben zu leben.




Franziskus: Hat er, oder hat er nicht?!

Ja, er hat nicht …!

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Kommentar zum päpstlichen Lehrschreiben von Papst Franziskus I. zur Amazonas-Synode

Hat Papst Franziskus in seinem Lehrschreiben etwas zur Priesterweihe von verheirateten Männern oder etwas zur Frauenordination gesagt.
Ich meine: Ja, er hat nicht!

Was sich etwas widersprüchlich anhört, möchte ich hier kommentieren:

Ja, Papst Franziskus hat sich in seinem Lehrschreiben anlässlich der Amazonas-Synode nicht abschließend zu der Frage der Frauenordination oder zur Weihe von verheirateten Männern zum Priester geäußert. Er macht lediglich deutlich, dass den Frauen in der Kirche und ihre größere Beteiligung nicht allein damit sichergestellt werden könne, wenn sie zu den heiligen Weihen zugelassen würden. (vgl. https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-02/exhortation-querida-amazonia-papst-franziskus-synode-wortlaut.html , 100)

Was ist davon zu halten?



Für manche ist das enttäuschend.
Andere wiederum sind sehr zufrieden, dass der Papst sich nicht dazu geäußert hat.

Was bedeutet das jetzt aber?

Erst einmal heißt das, dass der Papst nach diesem Schreiben die Frage nach dem Diakonat der Frau und der Weihe von verheirateten Männern zu Priestern offen gelassen hat.

Päpstlicher Maukorb nicht bestätigt

Es bedeutet aber auch, das Papst Franziskus das sogenannte ‚Basta‘ von Papst Johannes Paul II. nicht wiederholt und somit ausdrücklich nicht bekräftigt hat.

Damit hat Franziskus sich weise verhalten; er respektiert, dass man freien Menschen in einer freien Welt nicht das Denken und das Diskutieren verbieten kann.
Das damalige ‚Basta‘ von Johannes Paul II., der die Diskussion für beendet ansah, war eine – in meinen Augen – realitätsferne Äußerung.

Franziskus hat in dieser Hinsicht einen realistischeren Blick auf die Gegebenheiten in der heutigen Zeit.
Insofern ist das Verhalten Franziskus in meinen Augen nur klug!

In einem Interview mit Vatikan-News nach der Vorstellung dieses päpstlichen Schreibens erklärt Kardinal Michael Czerny:

„…Franziskus ist dem treugeblieben, was er vor der Synode gesagt hatte. Die Möglichkeit, verheiratete Männer zu ordinieren, kann von der Kirche durchaus diskutiert werden – und es gibt sie auch längst, zum Beispiel in den katholischen Ostkirchen. Diese Diskussion wird seit vielen Jahrhunderten geführt, und die Synode hat sich freimütig dazu geäußert: nicht isoliert, sondern im gesamten Kontext von Eucharistie und Amt in der Kirche….“
Quelle: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-02/exhortation-amazonas-synode-papst-kardinal-czerny-franziskus.html

Die Diskussionen müssen und dürfen weitergehen…

Ich finde, dass dies ein ganz wichtiger Aspekt in den aktuellen Diskussionen ist.
Denn viele Bischöfe in Amazonien aber auch weltweit haben eigene Diskussionsbeiträge zu diesen Themen geleistet.
In vielen dieser Beiträge wird die Frage behandelt, ob der sogenannte Pflichtzölibat noch zeitgemäß sei?
Es sind zugleich weltweit viele Bischöfe, die der Frage nach der Gleichberechtigung in der Kirche einen hohen Stellenwert einräumen.

Die offene Haltung Papst Franziskus in diesen Fragen zeig mir, dass er ganz bewusst diese Diskussionen in der römisch-katholischen Kirche weitergeführt wissen will.

Und das ist mir eigentlich auch das Wichtigste, was ich für unsere derzeitige Diskussion innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland und ihrem „Synodalen Weg“ mitnehme:

Die Diskussionen um eine Veränderung des priesterlichen Dienstes, die Zuordnung von Weiheämtern zu anderen Ämtern und Diensten in der Kirche, die Überdenkung des Zusammenhangs von Weihe und Macht in der Kirche sowie die Frage nach der Gerechtigkeit, die auch immer eine Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit in der römischen-katholischen Kirche ist, ist noch lange nicht zu Ende – auch wenn das manche gerne hätten!
Sie hat vielmehr durch das Schreiben von Papst Franziskus einen weiteren Impuls bekommen.

Und das ist auch gut so!

Weiter Informationsquellen zu diesem Thema:

Kardina Reinhard Marx bei der Vorstellung des Lehrschreibens: https://dbk.de/nc/presse/aktuelles/meldung/vorstellung-des-nachsynodalen-apostolischen-schreibens-querida-amazonia-von-papst-franziskus-durch-d/detail/

Die offizielle deutsche Übersetzung des Lehrschreibens auf der Seite von Vatikan-News: https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-02/exhortation-querida-amazonia-papst-franziskus-synode-wortlaut.html