Am Rande des Christopher-Street-Day Münster am 28. August 2022 zeigte der 25-jährige Trans-Mann Malte C. Zivilcourage, als drei Frauen homofeindlichen Angriffen ausgesetzt waren.
Dabei wurden Malte C. selber massive Kopfverletzungen zugefügt. Nach mehreren Notoperationen lag er im Universitätsklinikum Münster im Koma und ist heute an seinen Verletzungen gestorben.
Mich erschüttert diese Nachricht sehr.
Noch beim ökumenischen Gottesdienst zum Ruhr-Pride Essen Anfang August haben wir auf die Vielfältigkeit (Diversität) von verschiedensten Sexualitäten aufmerksam machen wollen und sind für eine neue, achtsame und respektvolle Wahrnehmung eingetreten.
Wie wichtig dieser Einsatz ist, zeigt in tragischer und erschütternder Weise der Tod von Malte C.!
Als katholischer Seelsorger setze ich mich mit deutlicher Vehemenz für die Achtung und Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Diversitäten ein!
Flags diverser Sexualitäten – Bild von Loke auf Pixabay
Viel zu lang leiden Menschen darunter, dass ihnen ihre eigene geschlechtliche Identität streitig gemacht wird und sie deshalb diskriminiert und verfolgt oder gar Opfer grausamer Gewalttaten werden!
Meine Mitgefühl und meine Solidarität gilt den Familienangehörigen und Zugehörigen und Freund:innen von Malte C.!
Er hat seinen Weg über den Regenbogen getan. Möge er in Frieden ruhen!
Ökum. Gottesdienst zum Ruhr-Pride 2022
„Ich sehe was, was du nicht siehst – Vielfalt wahrnehmen!“ – so das Motto des diesjährigen ökumenischen Gottesdienstes am Freitag, den 05.08.2022 um 18.00 Uhr in der evangelischen Marktkirche in Essen-Mitte.
In unserem Vorbereitungskreis, bei dem die Aidshilfe Essen e.V., die katholische Beratungsstelle „Die Schleife“, die alt-katholische Kirche, die evangelische Kirche und die römisch-katholische Kirche mit von der Partie sind, haben wir uns davon ansprechen lassen, dass viele Queer-People sich nicht gemeint fühlen, wenn von Queer-People die Rede ist. Wir denken da an Trans-, Inter, Bi-, A-sexuelle, nonbinäre Personen und viele andere mehr.
Die Vielfalt der verschiedenen Banner für diese Sexualitäten zeigt dies sehr deutlich. Mittlerweile ist daraus die so genannte „Progress Pride Flag“ entstanden:
Progress pride flag
Wir erkennen, dass diese Vielfalt unter den queerpeople auch wahrgenommen werden will.
Mit unserem Gottesdienst wollen wir auf diese gottgewollte Vielfalt aufmerksam machen und für Respekt und Anerkennung dieser Vielfalt werben.
„Jeden Tag ein Kampf“ – so nennt sich eine Dokumentation der ARD aus dem Jahr 2021, die an Aktualität nichts verloren hat. Gerade in diesen Monaten, wo in vielen Städten CSD’s stattfinden und queere Menschen sich dafür einsetzen, so angenommen zu werden wie sie sind, sind solche Beiträge besonders wichtig.
Im August findet im Rahmen des Ruhr-Pride auch wieder der Ruhr-CSD statt. Die altkatholische, die evangelische und die römisch-katholische Kirche laden in Zusammenarbeit mit der Aidshilfe Essen e.V. und der röm.-katholischen Beratungsstelle „Die Schleife“ aus Essen wieder zu einem ökumenischen Gottesdienst zum CSD in die evangelische Marktkirche ein.
Deshalb ist es mir ein wichtiges Anliegen, auf diese Dokumentation hinzuweisen und hier auch zu verlinken:
In diesem Jahr werden wir in Essen auch zum ersten Mal nicht die Regenbogen-Fahne verwenden, weil diese nur einen Teil der queeren Community abzeichnet. Zum ersten Mal werden wir deshalb die „Progress Pride Flag“ von Katja Anton Cronauer verwenden.
Er erinnert daran, dass Ablehnung, Hass, Diskriminierung und Gewalt gegen Menschen, die sich nicht in das Heterosexuelle Geschlechtsschema einordnen lassen wollen und können, immer noch an der Tagesordnung ist.
Dies zeigt sich sowohl in staatliche Repression gegenüber nicht-heterosexuellen Menschen, die sogar vor Inhaftierung oder gar Ermordung nicht Halt macht und geht bis in Ablehnung oder Mobbing in ganz banalen alltäglichen Situationen.
Dabei ist es so einfach:
Eine geschlechtliche Orientierung oder sexuelle Präferenz, die keinen Schaden anrichtet oder Missbrauch fördert und andere nicht in ihrer Selbstwerdung einschränkt ist kein Verbrechen, sondern ein Grundrecht der Selbstinszenierung und Selbstbestimmung.
Gerd A. Wittka, 2022
Regenbogenflagge an Kirche zerstört
Symbolfoto: www.pixabay.com
Unbekannte haben offenbar aus Homohass eine Regenbogenfahne an der St. Josef-Kirche in Oberhausen-Schmachtendorf zerstört.
Auf der Homepage der Pfarrei St. Clemens in Oberhausen-Sterkrade habe ich heute den Bericht gefunden, dass eine Rainbow-Flag vor der St. Josef-Kirche in Schmachtendort mutwillig zerstört wurde. Dabei wurde auch der Flaggenmast beschädigt.
Ich finde, das ist an Niedertrachtkaum zu überbieten! Er ist zudem ein Zeichen einer Feigheit, den öffentlichen Diskurs zu suchen; einen Diskurs, dem sich heute die römisch-katholische Kirche nicht länger verweigern kann.
Ich verurteile diesen zerstörerischen Akt aufs Entschiedenste!
Jetzt erst Recht: Farbe bekennen und Flagge zeigen!
Foto: Gerd Wittka, 2021
Anschlag bestätigt meine Haltung
Interessant ist aber auch, dass diese Sachbeschädigung mich in einer persönlichen Haltung bestätigt, die ich gerne hier ausführlich erläutern möchte:
Unser Bischof Franz-Josef Overbeck hat mich darum gebeten, als Vertreter der römisch-katholischen Kirche des Bistums Essen am ökumenischen Gottesdienst zum CSD/ruhrpride in Essen mitzuwirken. Seit 2019 übernehme ich diese Aufgabe nun auch gerne ganz offiziell (vorher habe ich schon inoffiziell daran mitgewirkt).
Dieser Gottesdienst hat sonst immer in der evangelischen Marktkirche in Essen stattgefunden. Bedingt durch die Corona-Pandemie mussten wir in 2020 kurzfristig einen größeren Kirchenraum finden. Uns wurde daher von der Pfarrei St. Gertrud in Essen deren Kirche angeboten. Dankbar haben wir das Angebot angenommen. Zugleich wussten wir aber auch, dass einige aus der Community die Schwelle einer römisch-katholischen Kirche nicht übertreten würden, weil sie immer wieder zu spüren bekommen, dass ihr „So-Sein“ in meiner Kirche keine vorbehaltlose Anerkennung und den nötigen Respekt erfährt. Sie erfahren – auch durch aktuelle höchstkirchliche Verlautbarungen – immer wieder Ablehnung und werden dadurch persönlich verletzt. Dass diese Menschen (vorerst) keine römisch-katholische Kirche betreten, kann ich sehr gut verstehen.
Heute bekam ich die Anfrage, ob wir – wegen der Coronaumstände – wieder in die Kirche St. Gertrud gehen könnten und ich mich darum kümmern würde. Aber dieses Ansinnen lehne ich ab!
Jetzt kann man vordergründig fragen: Warum? Ist es nicht ein schönes Zeichen, wenn ein solcher Gottesdienst in einer römisch-katholischen Kirche stattfindet?
Ja, es wäre unter normalen Umständen ein sehr gutes und wichtiges Zeichen, wenn meine Kirche hier glaubwürdig wäre. Sie ist es aber nicht!
Auch wenn unser Bischof und unser Generalvikar eine respektvolle, wertschätzende Haltung zu diesem Thema einnehmen (die unmissverständlichen Äußerungen unseres Bischofs und unseres Generalvikars zu dem Verbot homosexueller Partnerschaften aus Rom legen davon ein beredtes Zeugnis ab), ist unsere römisch-katholische Kirche bei diesem Thema noch lange nicht glaubwürdig genug.
Solange Kirchen- und Gremienvertreter:innen innerhalb unseres Bistums und auch in unseren Pfarreien vor Ort die Haltung von Bischof und Generalvikar nicht unterstützen und der Zurücksetzung und Diskriminierung homosexueller Partnerschaften nicht mit allen gebotenen Mitteln entgegentreten – sie womöglich noch fördern -, so lange kann ich mich nicht dafür einsetzen, dass ökumenische Gottesdienst zum CSD/ruhrpride in einer römisch-katholischen Kirche stattfinden.
Das wäre eine reine Zumutung für Betroffene, die immer wieder von der römisch-katholischen Kirche verletzt und zurückgewiesen werden.
Spätestens jetzt wäre esan der Zeit, dass Kirchenvertreter:innen auch aus unserer Stadt nun endlich Flagge zeigen und Farbe bekennen! Spätestens jetzt ist es an der Zeit, dass wir alle Zivilcourage zeigen und für eine menschlichere Kirche und Gesellschaft eintreten!
Quelle: www.pixabay.com
Ich persönlich biete der St. Josef-Kirche in Schmachtendorf an, eine neue Regenbogen-Flagge zu stiften, damit sie auch weiterhin und in Zukunft ein sichtbares Zeichen für Solidarität und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung ist!