Bibel und ‚Homosexualität‘

Quelle: www.pixabay.com

Immer wieder komme ich – nicht nur – in diesen Tagen und Wochen mit Menschen ins Gespräch über die menschliche Sexualität. Im Zusammenhang mit dem ‚Verbot‘ aus dem Vatikan, homosexuelle Paare kirchlich zu segnen, wird auch die Frage nach „Umgang eines Christen mit z.B. Homosexualität“ gestellt.

Bei verunsicherten Menschen oder gar denen, die eine Homosexualitätsfeindlichkeit an den Tag legen, wird versucht, ihre ablehnende Haltung mit Stellen aus der Bibel zu ‚belegen‘. Exemplarisch werden aus dem Zusammenhang gerissene Verse aus dem alttestamentlichen Buch Leviticus genannt oder auch der ‚paulinische‘ Römerbrief Kapitel 1,26f.

Aber sind diese Stellen geeignet etwas ‚gegen Homosexualität‘ zu sagen?!



In einem Gespräch mit einem Katholiken in diesen Tagen habe ich viel zu hören bekommen, aber wir konnten leider nicht ins Gespräch geschweige denn in den argumentativen sachlichen Austausch kommen. Ich werfe diesem Menschen das nicht vor, da er – hoch betagt – ganz anders erzogen worden war und z.B. diese Stellen immer so zu verstehen hatte, dass sie ein Argument seien, dass Gott die Homosexualität verurteile und deshalb auch auf Dauer angelegte Beziehungen zwischen Frau-Frau oder Mann-Mann. (Auf andere Sexualitäten will ich hier nicht eingehen, aber nur im Sinne einer größeren Klarheit, weil im weiteren Verlauf eigentlich zu erkennen sein müsste, dass in der Bibel die Themen Homo-, Inter-, Bi-, Trans- Sexualität und andere überhaupt gar nicht thematisiert werden.)

Eine solche Glaubensprägung verursacht dann natürlich bei diesen Menschen große Konflikte, erst Recht dann, wenn sie in diesen Tagen und Wochen „rainbow-flags“ vor oder in Kirchen sehen.

Die einzige Lösung solchere Konflikte kann jedoch nur die tiefergehende und sachliche Auseinandersetzung z.B. mit den oben genannten Bibelstellen sein. Doch daran scheitert es oft, weil jene, die eine homofeindliche Position einnehmen, wirklich nur selten bereit sind, ihren ‚Wissensstand‘ noch einmal zu überprüfen.

Damit ist dann aber keine wirkliche, auf gegenseitigen Respekt gegründete, sachliche Auseinandersetzung möglich.

Für jene aber, die eine gewisse Unsicherheit bei diesen Themen spüren und die auch etwas mehr Wissen und Erkenntnisse erlangen wollen, möchte ich hier zwei sehr interessante Seiten im Internet empfehlen, die sich mit den oben genannten Textstellen in einer soliden wissenschaftlichen Form beschäftigen, aber so, dass es auch theologisch nicht wissenschaftlich gebildeten Menschen verständlich erscheint.

Altes Testament

Die erste Seite beschäftigt sich mit den alttestamentlichen Bibelstellen.

Löblich ist, dass die Verfasserin die/den Leser:in auf den Weg mitnimmt, in das Verständnis der religiösen Kultur zur alttestamentlichen Zeit.
Dieses ist besonders wichtig, um allein das Wort „Gräuel“ im alttestamentlich-biblischen Sinne zu verstehen.

„Homosexualität als ein Gräuel – Gedanken zu 3. Mose 18,22 und 3. Mose 20,13“
zu finden unter: https://www.zwischenraum.net/was-sagt-die-bibel/homosexualitaet-als-ein-graeuel-gedanken-zu-3-mose-1822-und-3-mose-2013/

Neues Testament – Römerbrief

Die zweit Seite widment sich einer Textstelle aus dem Römerbrief – Röm 1,26f -, die immer wieder als Argument ‚gegen Homosexualität‘ buchstäblich „ins Feld geführt wird“.
Auch hier macht sich der Verfasser die Mühe, den kulturgeschichtlichen und religiösen Hintergrund dieser Textstelle zu erhellen.

Etwas schwieriger ist der Abschnitt für Nicht-Theologen: „Natürlich und widernatürlich“; aber ich bin davon überzeugt, dass bei langsamerem oder auch wiederholtem Lesen sich der Inhalt hier erschließen wird.

Nun aber auch zu dieser Seite:

„Homosexualität“ im Römerbrief – eine Hilfestellung
in: https://moehrenzahn.de/Homosexualitaet-im-Roemerbrief-eine-Hilfestellung/

Quelle: www.pixabay.com

Weitere (Hör-)Tipps:

Es gibt auch einen sehr interessanten Audiobeitrag auf www.worthaus.org zu diesem Themenkomplex. Dieser Beitrag ist aber etwas länger – fast eine doppelte Vorlesungsstunde.
Für besonders Interessierte mit Tiefgang sei dieses Seite aber sehr empfohlen:
https://worthaus.org/worthausmedien/die-schwule-frage-die-bibel-die-christen-und-das-homosexuelle-5-1-1/


Ich lade sehr herzlich ein, sich diese beiden Artikel durchzulesen.
Und an Ihre Gedanken oder Anmerkungen zu diesen Artikeln bin ich sehr interessiert.




„LSBTIQ* willkommen!“

Zum „Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“ (IDAHOBIT) am 17. Mai

Das Queere Netzwerk NRW hat in diesem Jahr zum „Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“ (IDAHOBIT) Communities und Verbündete aufgerufen, ein Zeichen für LSBTIQ*-freundliche Orte und Institutionen (und damit gegen alle Formen der Queerfeindlichkeit) zu setzen.



Collage: Victoria Duckscheidt

Über die Vermittlung des Bistums Essen wurde ich angefragt, ob ich mit anderen Personen aus unserer Pfarrei ein solches Willkommens-Zeichen setzen möchte.
Ich arbeite seit Mitte der 1990er Jahre in einer kirchlichen HIV-Beratungsstelle und bin seit 2019 von unserem Bischof gebeten worden, als röm.-katholischer Partner beim ökumenischen Gottesdienst zum ‚RuhrPride Essen'(CSD) mitzuwirken.

Recht spontan haben sich auf Initiative von Pastoralreferentin Tabea Diek und mir einige Personen aus der Pfarrei gefunden (die Ehepaare Iris und Carsten E. und Malte und Andreas G.; sowie Stephan B., Egbert P., Tabea Diek mit Benjamin und Samuel, sowie Martina D. mit Victoria D. und Vincent D. und Gerd Wittka), mit einer Fotosession ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit zu setzen.

Foto: (c) Gerd Wittka, 2021

Die Fotos entstanden auf dem Außengelände der Gemeindekirche St. Barbara in Oberhausen-Königshardt, welche zur Propsteipfarrei St. Clemens, Oberhausen-Sterkrade gehört.

Eintreten für das, was eine Selbstverständlichkeit ist

Damit unterstreichen sie, dass das Diskriminierungsverbot – schon im Grundgesetz verankert – auch eine Verpflichtung für die eigene Kirche ist und deshalb eine echte, aufrichtige und herzliche Willkommenskultur für ‚Queerpeople‘ in unseren Kirchen, Pfarreien, Gemeinden und Verbänden selbstverständlich sein muss.

Gerd Wittka vor der „Regenbogen-Madonna“ von Mika Springwald -Foto: (c) Gerd Wittka

Diese Aktion wirbt sowohl nach außen, verweist jedoch mindestens genauso in die eigene Kirche; denn auch hier muss eine queere Willkommenskultur, die auf Achtung und Respekt beruht und jeglicher Diskriminierung eine Absage erteilt, weiter ausgebaut und kultiviert werden.

Die in vielen Pfarreien stattgefundenen Partnerschaftssegnungen für Menschen verschiedener Sexualitäten ist in diesen Tagen ein Baustein für eine solche Veränderung der queeren Willkommenskultur in unserer Kirche.


Noch ein Text von Vicky, den sie mir gestern nach unserer Aktion zugeschickt hat und den ich hier veröffentlichen darf!
Danke, Vicky!

Homophobie

Ist die Welt für manche Menschen wirklich so schwarz weiß, dass es nicht in Ordnung ist, wenn gleichgeschlechtliche Paare auf der Straße rumlaufen?
Warum wird Religion genutzt um gegen Homosexualität zu argumentieren, wenn es Gott am meisten darum geht, dass wir uns lieben?

Niemand sucht sich aus, in wen er sich verliebt. Ob Mann, Frau oder kein Geschlecht, das suche nicht ich mir aus, sondern mein Herz.
Liebe ist Liebe und im 21. Jahrhundert sollte das toleriert werden.
Niemand zwingt dich dazu diese Menschen anzustarren oder ähnliches. Genauso, wie dies niemand bei heterosexuellen Paaren macht.
Es ist genauso „normal“.
Denn es ist genau das gleiche.
LIEBE
Egal ob Mann und Frau, Frau und Frau oder Mann und Mann!

( © Victoria Duckscheidt, Oberhausen, 2021)

Danke an alle fürs Mitmachen!

Es war eine tolle Aktion. Und ich durfte in diesen Tagen einige Gespräche führen, die gezeigt haben, dass solche Themen auch in unserer Pfarrei akut sind und manche Leute es nicht hinnehmen, dass es dafür so wenig Raum gibt!




Rainbow-Madonna

Diese Darstellung der Madonna von Mika Springwald hat nun einen guten Platz in meiner Wohnung gefunden.

Darauf fällt nun mehrmals täglich mein Blick und erinnert mich an: #LoveIsNoSin

© Gerd Wittka, 2021