Leistung oder Glaube
Ansprache zum 3. Fastensonntag 2023
Predigttext: Römer 5,1-2.5-8
Am Donnerstag bekam ich eine Online-Umfrage, in der es auch darum ging, ob und wie ich in der Fastenzeit fasten würde? –
Das mit dem Fasten ist ja so eine Sache.
Für viele bedeutet es, auf etwas zu verzichten: Süßes, Alkohol, andere Konsum- oder Genussartikel, und, und, und…
Andere wiederum nehmen sich vor, etwas in ihrem Leben oder an ihrem Lebensstil zu verändern.
… und am Ende der Fastenzeit oder vielleicht später wird Resümee gezogen.
Wie das wohl ausfallen wird?
Meist bedeutet das Fasten im allgemeinen Verständnis, etwas zu tun, etwas zu leisten.
Und was ist dann das Ergebnis? Eine schlankere Figur, besseres körperliches oder seelisches Befinden, das Erfolgsgefühl, etwas erreicht zu haben?! – Denn Leistung muss sich doch lohnen, heißt es manchmal.
Für religiöse Menschen bedeutet das Fasten mitunter auch, eine gewisse Leistung gegenüber Gott erbringen zu wollen; Jetzt zeig ich es ihm mal, wie ernst ich es meine! – Jetzt zeig ich es ihm mal, wie stark ich glaube, denn ich bin ja ein guter Christ, eine gute Christin.
Wie oft höre ich, auch z.B. von Angehörigen sterbender Menschen: „Mein Vater, meine Mutter, … waren gute Christ:innen!“
- Wer will das wissen?! – Ich will es nicht wissen und mir ist es auch im Hinblick meiner seelsorglichen Arbeit völlig egal, wie gut oder nicht gut er oder sie ihren christlichen Glauben lebt oder gelebt hat.
Erwartet man von mir eine andere, bessere Qualität meiner Leistung wenn jemand vermeintlich guter Christ, gute Christin, guter Katholik, gute Katholikin ist?!
Was für eine krude Vorstellung!
Aber leider gibt es diesen Leistungs- und Gegenleistungsgedanken noch immer.
Und leider gibt es diese Haltung dazu auch noch gegenüber Gott.
Gesetzt also den Fall, ich meine, ein guter Christ, eine gute Christin zu sein:
Erwarte ich danach eine bessere Gegenleistung von Gott? Eine Art Anerkennung, einen Preis oder Bonuspunkte wie bei payback oder so?!
Wer etwas aus religiöser Motivation tut, weil er sich dadurch etwas von Gott erhofft, gehört eher zu den Menschen, die meinen, etwas leisten zu müssen, damit Gott ihnen gewogen ist oder sie vielleicht bei ihm noch mehr ‚herausholen können‘.
Heute hören wir jedoch in der Lesung: „Gerecht gemacht aus Glauben, haben wir Frieden mit Gott ….“
Wie sieht dann unser Beitrag dazu aus? Was müssen wir dafür tun?
Wir haben entschieden zu glauben! – Ist es also unsere Leistung, dass wir gerecht gemacht worden sind?!
Ich bin mir nicht sicher, ob es hilft, so an die Sache heran zu gehen.
Denn einige Stellen vorher schreibt Paulus im Vers 24 und folgende: „…
Röm 3,24: „Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus.“
Röm 3,26: „…er (Gott) erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt.“
Röm 3,28: „Denn wir sind der Überzeugung, dass der Mensch gerecht wird durch Glauben, unabhängig von Werken des Gesetzes.“
Natürlich zeigt sich unser christlicher Glaube auch in unseren Taten und unseren Werken.
Aber der heutige Lesungstext rückt ins rechte Verständnis, dass diese Taten und Werke nicht Mittel zum Zweck sind.
Sie sind nicht die Leistung, die wir bringen müssen, um unser Heil durch Gott gleichsam verdienen zu können.
Vielmehr sind unsere Werke und Taten Ausdruck unseres Glaubens; eines Glaubens, der aus der Hoffnung lebt, dass Christus uns Erlösung gebracht hat. Es ist dieser Glaube, es ist diese Hoffnung, die uns motiviert zum tatkräftigen Zeugnis des Glaubens.
Heute, quasi fast am Scheitelpunkt der diesjährigen Fastenzeit, wird uns noch einmal in Erinnerung gerufen, was wir bereits sind und uns nicht verdienen müssen: Wir SIND gerecht gemacht aus unserem Glauben. Und wir haben durch Jesus Christus HABEN wir im Glauben Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir STEHEN!
Hier geht es also nicht um eine zukünftige Verheißung, sondern um die Beschreibung eines IST-Zustandes. Es ist eine Zusage, keine Vision!!
Wenn wir diesen Gedanken in dieser Zeit verinnerlichen, dann können wir diese Fastenzeit ganz entspannt und ohne den Anspruch, etwas leisten zu müssen, dafür nutzen, die Freude im Glauben zu vertiefen, da wir schon längst gerettet sind, durch Jesus Christus.
Denn, so heißt es auch vorher: Jetzt aber ist (…) die Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, (…), die Gerechtigkeit Gottes aus dem Glauben an Jesus Christus, offenbart für alle, die glauben.
Wenn das mal kein Grund ist, zu feiern!