Segen zum 32. Sonntag – B – 2024

Möge der Wind dir immer in den Rücken wehen,
und die Sonne deinen Tag erhellen, selbst in dunklen und trüben Tagen.
Möge der Regen sanft auf deinen Kopf fallen,
und der Regenbogen dir den Weg der Hoffnung zeigen.

Möge dein Herz nie von Furcht erdrückt,
sondern stets von der Kraft des Glaubens genährt werden.
Möge die Erde unter deinen Füßen fest und sicher sein,
und der Himmel dir in seinen Weiten Frieden schenken.

Möge der Stern der Zuversicht stets über dir leuchten,
und dein Blick nie vom Licht abweichen,
selbst wenn die Nacht sich lang und schwer anfühlt.

Möge die Hoffnung wie ein leiser Wind in dir wehen,
und dich auf den Flügeln des Mutes tragen,
bis du den sicheren Hafen des Friedens erreichst.

Möge Gottes Segen dich begleiten, in allen Stunden,
und das Vertrauen in bessere Tage nie von dir weichen.




Heilung

anders als du denkst

Wer krank ist, wünscht sich fast immer, die Krankheit zu überwinden und nach der Behandlung nichts mehr von der Krankheit zu spüren.
Das Ziel einer solchen Behandlung ist Genesung und Gesundheit.

In einer Krankheit hat das bisherige Leben eine Wendung bekommen. Manchmal nur kurzzeitig, wenn wir, wie zum Beispiel bei einem grippalen Infekt, einige Tage das Bett hüten müssen.

Schwere oder hartnäckige Erkrankungen führen nicht selten zu einem massiven Bruch mit unserem bisherigen Alltag.

Dazu kommt womöglich die Erfahrung, auf Hilfe anderer angewiesen zu sein, auch wenn ich vorher sehr selbständig und selbstbestimmt mein Leben geführt habe. Das allein ist mitunter schon eine riesige Herausforderung – ich weiß aus eigener Erfahrung, wovon ich schreibe!
Als ich vor 10 Jahren einen massiven Beinbruch hatte, konnte ich noch nicht einmal allein zur Toilette gehen. Das war so krass!

In Gesprächen mit Patient:innen, die körperlich oder seelisch schwer erkrankt sind, bekomme ich von ihnen oft zu hören: „Ich möchte wieder mein altes Leben zurück!“

In der Krankheit erfahren sie ihr Leben als begrenzt oder eingeschränkt; die Sehnsucht ist: das volle Leben.

Aus den Heilungserzählungen, die mir von Jesus berichtet werden, erfahre ich, wie die Menschen, die durch Jesus geheilt wurden, wieder am Leben teilnehmen können.

Ausgrenzungen gegenüber anderen Menschen und aus Gemeinschaften werden überwunden. Geheilte Menschen spüren auf einmal: Sie sind am Leben!

Nun lehrt uns das Leben zugleich, dass manche Krankheit nicht wieder verschwindet, sie ist chronisch, wird unser ganzes Leben begleiten, womöglich auch zu unserem Tod führen!

So kann die Frage aufkommen: Haben wir dann keine Chance mehr auf Heilung?

Doch! Denn Heilung kann mehr bedeuten, als wieder ohne Krankheit leben zu können.

Häufig erlebe ich Patient:innen, die nach einer Phase innerer Auseinandersetzung mit Höhen und Tiefen lernen, mit ihrer Krankheit zu leben.

Oft ist es dann nicht „das alte Leben“ aber ein anderes, verändertes Leben, dem sie weiterhin viel Gutes und Frohes abgewinnen können.

So gesehen kann Heilung bedeuten, dass wir trotz einer Erkrankung zurück ins Leben finden, weil wir in der Krankheit eine neue Lebendigkeit spüren, die uns zeigt: Wir leben!

Heilung - ein Anliegen des Lebens!

Alle Bilder: www.pixabay.com




Phantom?!

Hast du in deinem Fahrzeug vielleicht auch eine so genannte „Christophorus-Plakette“?
Heute, am 24.07. ist der Gedenktag des heiligen Christophorus.

Doch über diesen Mann wissen wir nicht viel: eigentlich gibt es nur Legenden über ihn. Und diese führten dazu, dass eine Zeit lang dieser ‚Heilige‘ aus dem Heiligen-Kalender der katholischen Kirche geschmissen wurde, bevor er Anfang der 2000er Jahre wieder in den Heiligen-Kalender aufgenommen wurde.

Verehren wir also in diesem Mann ein Phantom? – Man könnte es glauben!

Und ja: die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann solchen Namens wirklich existiert hat, ist gering. Allein sein Name könnte darauf ein Hinweis sein. Nach dem Motto: „Nomen est omen!“ (Der Name ist Programm) bedeutet sein Name nämlich „Christus-Träger“ und weist damit auf die allseits bekannte Legende hin.

Ist es also sinnvoll, sich eine Plakette des ‚heiligen Christophorus‘ ins Auto zu kleben?

Wenn ich an einen Menschen erinnern will, der existiert haben soll, dann ist dieser Brauch fragwürdig.
Aber wenn ich eine spirituelle Botschaft damit verknüpfe, dann kann es durchaus sinnvoll sein.

Denn: der ‚heilige‘ Christophorus gilt als einer der 14 Nothelfer und als Schutzpatron der Reisenden. Deshalb ist sein Bildnis auch an vielen Kirchen zu sehen, insbesondere an Kirchen, die alte Handelswege begleiteten.

Ein Bild des Christophorus im Auto kann uns also während der Fahrt immer darauf aufmerksam machen, dass Gott alle unsere Wege begleitet und dass wir auch auf Reisen um seinen Segen bitten dürfen.
Es macht uns ferner auf unsere Verantwortung im Straßenverkehr aufmerksam, nämlich, dass wir durch unser eigenes Handeln und Tun zum Schutz und Segen für andere und für uns selber werden können.

Aber dieses Plakette macht uns auch darauf aufmerksam, dass wir in unserem ganzen Leben ‚Reisende‘ sind, von einem Punkt zum anderen, von einem Aufbruchspunkt zu einem Ziel.

So kann die Plakette uns darauf hinweisen, dass unser ganze Leben eine Reise ist, eine LEBENS-REISE.
Und es kann uns darauf aufmerksam machen, dass wir so manche Last auf dieser Reise zu tragen haben aber zugleich – und das kann uns das Bild von Christus auf den Schultern des Christophorus sagen – haben wir Christus immer bei uns.

Ich wünsche uns, dass wir unser Wege und unsere Reisen mit dem Bewusstsein erleben: wir sind unterwegs und unterwegs von Gott begleitet.




Wünsch mir Frieden …!

1 Kor 1, 1-3: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“

Das hebräische Wort „Frieden“ – Bild von Clker-Free-Vector-Images auf Pixabay

„Guten Tag! – Tach! – Moin! – Hallo!“

Solche Grußformeln kennen wir landläufig.

In süddeutschen Gefilden oder auch in Österreich grüßt man sich oft mit den Worten „Grüß Gott!“

“ … Grüß Gott ist eine Verkürzung aus grüß[e] dich Gott. (…)
Die ursprüngliche Bedeutung des Grußes ist „möge dir Gott freundlich begegnen“ oder „Gott segne dich“. Menschen aus dem nördlicheren deutschen Sprachraum kennen meist nur die Form grüß Gott ohne dich und interpretieren den Gruß fälschlich als Aufforderung, Gott zu grüßen, weshalb sie manchmal mit sarkastischen Kommentaren antworten, z. B. Wenn ich ihn sehe; Hoffentlich nicht so bald …“

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BC%C3%9F_Gott

Trotz der sarkastischen Reaktionen, erfahre ich zumindest, wenn ich diesen Gruß benutze, eine etwas höhere Aufmerksamkeit.
Und wenn ich mich ehrlich mache, dann sage ich diesen Gruß eher oberflächlicher als er tatsächlich gemeint ist.

Vielleicht sollte ich ihn mir wieder abgewöhnen. Oder etwa nicht?!



Dieser Gruß erinnert doch sehr stark an den Gruß, den wir gerade eben in der Lesung vernommen haben:

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (1 Kor 1, 1-3)

„Salam aleikum“ = „Friede sei mit dir!“ (arabisch) – Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Assalaam%27alaykum.svg

Noch heute grüßt man sich in Israel mit den Worten: „Shalom Aleichem!“.
Im arabischsprachigen Raum heißt der Gruß dann: „Salam aleikum!“

Es ist eigentümlich, dass in manchen Kulturen der Gruß mit einem eindeutigen religiösen Bezug verbunden ist.

Bild von un-perfekt auf Pixabay

Ob religiös oder nicht: die meisten kultivierten Grußformeln beinhalten zumindest einen Wunsch, wie „ Guten Morgen, … Tag, … Abend!“

Wenn Menschen sich begegnen, dann teilen sie Wünsche aus.
Das hat durchaus eine wichtige psychologische Komponente, denn wer dem anderen etwas Gutes wünscht, der will diesem Menschen gut sein; wer mir etwas Gutes wünscht, der wird mir nicht feindlich gegenüber gesinnt sein.

Mit der Begrüßung in Verbindung mit guten Wünschen signalisieren wir also dem anderen: Ich will dir nichts Böses!

Das ist ein erster Schritt, um gegenseitiges Vertrauen zu schaffen, was eine fruchtbare Begegnung vorausgeht.

In der Liturgie kennen wir auch einen eigenartigen Gruß: „Der Herr sei mit euch!“ oder „Der Friede sei mit euch!“ – und die Antwort kommt dann meist wie aus der Pistole geschossen: „Und mit deinem Geiste!“.
Im Alltag würden wir es aber wohl kaum wagen, uns so auf der Straße zu grüßen.

Warum aber nicht?

Leben wir nicht in Zeiten, wo der Wunsch nach Frieden wieder besonders wertvoll ist?
Leben wir als religiöse Menschen, als Christ:innen nicht auch – wenigstens noch etwas – in dem Bewusstsein, dass wir Gott brauchen, um gut durchs Leben zu kommen oder um zumindest einen inneren Frieden mit den Umständen des Lebens zu finden, wenn wir schon viel zu selten Frieden zwischen den Menschen erleben können?

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“

  • dieser Gruß des heiligen Paulus jedenfalls tut auch mir gut, wenn ich ihn heute und immer wieder gesagt bekomme.

Er spricht aus, in welcher Gesinnung der lebt, der mich so grüßt und er möchte mich einbeziehen in das, was ihm selber so wertvoll ist: der Glaube, dass Gott seine Gnade allen zuteil werden möchte und der Friede letztlich von Gott allein ausgeht und wir diesen „Frieden von Gott“ so sehr nötig haben.

Was würde passieren, wenn wir uns demnächst mit diesen oder ähnlichen Worten begrüßen würden:

„Der Friede Gottes sei mit dir!“ oder „Friede sei mit dir!“

Am Anfang wäre es sicherlich ungewohnt, vielleicht sogar recht komisch.
Aber mit der Zeit würde sich sicherlich etwas verändern: in uns und auch bei jenen, die wir mit diesem Gruß grüßen.

Ich jedenfalls fände es spannend, es mal auszuprobieren!




So neu…




Genieße den Reichtum

Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis – 16. Januar 2022

Am vergangenen Montag, den 10.01.2022 hat in unserem Bistum Essen der „Tag der pastoralen Dienste“ stattgefunden. Wegen der Corona-Pandemie aber nur als online-Veranstaltung.

Gut zweihundertundvierzig Kolleg:innen, die in unserem Bistum in der Seelsorge tätig sind, haben daran teilgenommen: Frauen und Männer, Gemeindereferent:innen, Pastoralreferent:innen, Diakone, Priester und Bischöfe.



Entstanden ist dieses Treffen aus dem früheren „Priestertag im Bistum Essen“ – damals noch ein erlauchter, klerikaler Kreis.
Uns wurde als Seminaristen vermittelt, dass es eine Ehre sei, daran schon teilnehmen zu dürfen.
Doch für mich war das damals eine ‚fremde‘ Veranstaltung: Kleriker, von denen die meisten untereinander wussten, dass sie Kleriker sind, fanden sich in ‚geballtem klerikalen Schwarz‘ zusammen. Darunter auch einige, von denen ich wusste, dass sie sonst selten so klerikal in Erscheinung traten.

Ich war auf jeden Fall froh, als diese Veranstaltung geweitet wurde und nun alle Seelsorger:innen unseres Bistums zu diesem Tag einlud: Ungeweihte und Geweihte, Frauen und Männer.

Für mich ist diese ‚bunte Mischung‘ wohltuend und erfrischend.

An den vergangenen Montag musste ich denken, als ich jetzt die Lesung aus dem Neuen Testament des heutigen Sonntags las.

Sie steht im 1. Korintherbrief, Kapitel 12, Verse 4-11.

Darin lese ich die Worte: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: ER bewirkt alles in allen.“

An solchen Tagen, bei solchen Begegnungen, wie dem „Tag der pastoralen Dienste im Bistum Essen“ erlebt man diese verschiedenen Gnadengaben, die verschiedenen Dienste und verschiedenen Kräfte in geballter Form, an einem Ort, zu ein und derselben Zeit.

Aber wir erleben diese Vielfalt der Gnadengaben, der Dienste und Kräfte auch ‚vor Ort‘, in unseren Gemeinden und Gemeinschaften, in unseren Lebensbezügen und -beziehungen.

Spannende Verschiedenheit

Diese Verschiedenheit ist spannend und manchmal auch anstrengend. Das merken wir besonders bei ganz aktuellen und strittigen Themen in unseren Pfarreien und Gemeinden und in unserer ganzen Kirche.

Manchen scheint es zu anstrengend zu sein und sie sehnen sich nach einfachen, eindeutigen und klaren Aussagen, die leider manchmal auch einseitig sind. Sie vermögen es nicht, der tatsächlichen Vielfalt an Menschen, Charakteren und Überzeugungen gerecht zu werden.
Damit besteht die Gefahr, dass Viele, die dazu gehören, sich ausgegrenzt fühlen; manche davon ziehen sich dann ins Private zurück, tauchen in der Gemeinde nicht mehr auf. Schlimmstenfalls verlassen sie ganz die kirchliche Gemeinschaft.

Dass das geschieht, ist jedoch ein großes Versagen in unserer Kirche.
Sowohl in den Evangelien aber auch in der heutigen Lesungen finden wir viele biblische Beispiele und Zeugnisse, die immer wieder betonen, dass die Gemeinschaft der Glaubenden eine vielfältige Gemeinschaft ist.

Vielfalt ist Reichtum

Ich persönliche Empfinde diese Vielfalt grundsätzlich als Reichtum. Doch dafür muss mindestens eine Bedingung erfüllt sein.

Dieser Reichtum muss gewollt, angenommen und geschätzt werden.
Geschätzt wird er in dem Maße, in dem diese Vielfalt, dieser Reichtum zum Zuge kommen kann.

Dazu ein ganz triviales Beispiel:

In den Seelsorgebereichen, in denen ich mit Kolleg:innen zusammenarbeite gab und gibt es immer wieder folgende Übereinkunft: Wenn sich jemand mit einem seelsorglichen Anliegen an mich wendet und diese Person oder ich in der Begegnung feststelle, dass ‚die Chemie zwischen uns nicht stimmt‘ und deshalb nicht segensreich für die Begegnung und Beziehung sein kann, konnte und kann ich auch heute immer noch das Angebot machen, die anderen Kolleg:innen ins Spiel zu holen.
Wenn dann diese neue Konstellation hilf- und segensreich ist, kann man sehr leicht erkennen, wie wertvoll diese Vielfalt ist.

Diese Vielfalt gilt auch in vielen anderen Bereichen des kirchlichen Lebens.
Nicht nur mir, sondern auch Ihnen, fallen sicherlich bei einiger Überlegung viele Beispiele ein.

Ich möchte Sie und auch mich selber an diesem Sonntag ermuntern, den Blick auf die Vielfalt in unserer Kirche aber auch in unserer Gesellschaft, in unserem Staat zu richten.
Ich möchte ermutigen, diese Vielfalt auch in einer multikulturellen Vielfalt zu entdecken, wo die anderen Kultur, die andere Geisteshaltung und Weltanschauung für mich zu einer Chance wird, sich mit der eigenen Kultur und Geisteshaltung neu zu beschäftigen und vielleicht auch wertvolle Aspekte der anderen zu entdecken, die den eigenen Horizont weitet und mein Leben bereichert.

Wenn in allem „der eine Geist“ wirkt, dann ist mir nicht bange, dass unsere Vielfalt auch unser Reichtum ist, den wir genießen können und dürfen.


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