Genieße den Reichtum

Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis – 16. Januar 2022

Am vergangenen Montag, den 10.01.2022 hat in unserem Bistum Essen der „Tag der pastoralen Dienste“ stattgefunden. Wegen der Corona-Pandemie aber nur als online-Veranstaltung.

Gut zweihundertundvierzig Kolleg:innen, die in unserem Bistum in der Seelsorge tätig sind, haben daran teilgenommen: Frauen und Männer, Gemeindereferent:innen, Pastoralreferent:innen, Diakone, Priester und Bischöfe.



Entstanden ist dieses Treffen aus dem früheren „Priestertag im Bistum Essen“ – damals noch ein erlauchter, klerikaler Kreis.
Uns wurde als Seminaristen vermittelt, dass es eine Ehre sei, daran schon teilnehmen zu dürfen.
Doch für mich war das damals eine ‚fremde‘ Veranstaltung: Kleriker, von denen die meisten untereinander wussten, dass sie Kleriker sind, fanden sich in ‚geballtem klerikalen Schwarz‘ zusammen. Darunter auch einige, von denen ich wusste, dass sie sonst selten so klerikal in Erscheinung traten.

Ich war auf jeden Fall froh, als diese Veranstaltung geweitet wurde und nun alle Seelsorger:innen unseres Bistums zu diesem Tag einlud: Ungeweihte und Geweihte, Frauen und Männer.

Für mich ist diese ‚bunte Mischung‘ wohltuend und erfrischend.

An den vergangenen Montag musste ich denken, als ich jetzt die Lesung aus dem Neuen Testament des heutigen Sonntags las.

Sie steht im 1. Korintherbrief, Kapitel 12, Verse 4-11.

Darin lese ich die Worte: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: ER bewirkt alles in allen.“

An solchen Tagen, bei solchen Begegnungen, wie dem „Tag der pastoralen Dienste im Bistum Essen“ erlebt man diese verschiedenen Gnadengaben, die verschiedenen Dienste und verschiedenen Kräfte in geballter Form, an einem Ort, zu ein und derselben Zeit.

Aber wir erleben diese Vielfalt der Gnadengaben, der Dienste und Kräfte auch ‚vor Ort‘, in unseren Gemeinden und Gemeinschaften, in unseren Lebensbezügen und -beziehungen.

Spannende Verschiedenheit

Diese Verschiedenheit ist spannend und manchmal auch anstrengend. Das merken wir besonders bei ganz aktuellen und strittigen Themen in unseren Pfarreien und Gemeinden und in unserer ganzen Kirche.

Manchen scheint es zu anstrengend zu sein und sie sehnen sich nach einfachen, eindeutigen und klaren Aussagen, die leider manchmal auch einseitig sind. Sie vermögen es nicht, der tatsächlichen Vielfalt an Menschen, Charakteren und Überzeugungen gerecht zu werden.
Damit besteht die Gefahr, dass Viele, die dazu gehören, sich ausgegrenzt fühlen; manche davon ziehen sich dann ins Private zurück, tauchen in der Gemeinde nicht mehr auf. Schlimmstenfalls verlassen sie ganz die kirchliche Gemeinschaft.

Dass das geschieht, ist jedoch ein großes Versagen in unserer Kirche.
Sowohl in den Evangelien aber auch in der heutigen Lesungen finden wir viele biblische Beispiele und Zeugnisse, die immer wieder betonen, dass die Gemeinschaft der Glaubenden eine vielfältige Gemeinschaft ist.

Vielfalt ist Reichtum

Ich persönliche Empfinde diese Vielfalt grundsätzlich als Reichtum. Doch dafür muss mindestens eine Bedingung erfüllt sein.

Dieser Reichtum muss gewollt, angenommen und geschätzt werden.
Geschätzt wird er in dem Maße, in dem diese Vielfalt, dieser Reichtum zum Zuge kommen kann.

Dazu ein ganz triviales Beispiel:

In den Seelsorgebereichen, in denen ich mit Kolleg:innen zusammenarbeite gab und gibt es immer wieder folgende Übereinkunft: Wenn sich jemand mit einem seelsorglichen Anliegen an mich wendet und diese Person oder ich in der Begegnung feststelle, dass ‚die Chemie zwischen uns nicht stimmt‘ und deshalb nicht segensreich für die Begegnung und Beziehung sein kann, konnte und kann ich auch heute immer noch das Angebot machen, die anderen Kolleg:innen ins Spiel zu holen.
Wenn dann diese neue Konstellation hilf- und segensreich ist, kann man sehr leicht erkennen, wie wertvoll diese Vielfalt ist.

Diese Vielfalt gilt auch in vielen anderen Bereichen des kirchlichen Lebens.
Nicht nur mir, sondern auch Ihnen, fallen sicherlich bei einiger Überlegung viele Beispiele ein.

Ich möchte Sie und auch mich selber an diesem Sonntag ermuntern, den Blick auf die Vielfalt in unserer Kirche aber auch in unserer Gesellschaft, in unserem Staat zu richten.
Ich möchte ermutigen, diese Vielfalt auch in einer multikulturellen Vielfalt zu entdecken, wo die anderen Kultur, die andere Geisteshaltung und Weltanschauung für mich zu einer Chance wird, sich mit der eigenen Kultur und Geisteshaltung neu zu beschäftigen und vielleicht auch wertvolle Aspekte der anderen zu entdecken, die den eigenen Horizont weitet und mein Leben bereichert.

Wenn in allem „der eine Geist“ wirkt, dann ist mir nicht bange, dass unsere Vielfalt auch unser Reichtum ist, den wir genießen können und dürfen.


Alle Bilder: www.pixabay.com




Beten

Lobpreis – Bitte – Dank

Auf der Suche, mein Beten wirklich zu ‚meinem‘ Gebet werden zu lassen, damit die Wortes des Gebets nahe bei meinen Gedanken, meiner spirituellen Sehnsucht sind, habe ich mehr und mehr das „TE DEUM“ als adäquaten ‚Ersatz‘ für das offizielle Stundengebet der Kirche für mich ent-deckt.

TE DEUM – Ausgabe September 2021 – Quelle: https://www.maria-laach.de/te-deum/

Das TE DEUM bezeichnet sich selber als „Das Stundengebet im Alltag„; und das trifft es für mich.
Hier finde ich Texte aus der Bibel, dem Alten und Neuen Testament, Psalmen, Lesungen und Evangelien.
Hier finde ich aber auch geistliche Impulse zu den Bibelstellen, poetische oder neuzeitliche Lobpreisungen/Hymnen, kurze Gedanken von mehr oder weniger bekannten Menschen und Gebet und Segensbitten in zeitgemäßer, feinfühliger Sprache.

Ich erlebe die Impulse und Gebet als Einladung an mich, weil sie eine sensible Sprache ’sprechen‘, auf die ich mich gut einlassen kann.

Eigentlich habe ich bislang nichts Ähnliches kennen gelernt. Dieses Stundengebetbuch, wird von der Benediktinerabtei Maria Laach und dem Verlag Katholisches Bibelwerk in Verbindung mit der evangelischen Communität Casteller Ring herausgegeben. So ist es im guten Sinne ein ökumenisches Werk.

Immer wieder empfehle ich dieses Gebetbuch gegenüber Menschen, die zu mir zum Gespräch kommen, in geistlicher Begleitung oder die ich durch Zeiten ihrer Krankheit begleite und wenn ich spüre, dass es bei ihnen eine spirituelle Sehnsucht und die Suche nach einem ‚lebendigen Dialog‘ mit Gott gibt.

Quelle: Bild von Jeff Jacobs auf Pixabay

Print-Abo und Online-Beten

Das TE DEUM kann man als Print-Abo bestellen und erhält Mitte eines jeden Monats die neue Ausgabe für den Nachfolgemonat.
Ein Jahresabo kostet in Deutschland knapp € 56,– jährlich.

Verschieden Abos, auch zum Kennenlernen

Damit man nicht „die Katze im Sack kauft“, gibt es verschiedene Abos im Angebot. Eine Übersicht darüber finden Sie hier: https://www.maria-laach.de/te-deum-heute/.

Aber auch für jene, die (noch) kein Abo haben möchten, gibt es die Möglichkeit, die tägliche Ausgabe des TE DEUMS online zu lesen und überall dort auch zu beten, wo das Internet zur Verfügung steht.
Die tagesaktuellen Gebete finden sich hier: https://www.maria-laach.de/te-deum-heute/
Gerade diese Möglichkeit empfehle ich allen, die es erst einmal kennen lernen wollen oder die vielleicht nicht jeden Tag dazu kommen, zu beten.

Quelle: Bild von msandersmusic auf Pixabay

Keine eigenen finanziellen oder kommerziellen Vorteile

An dieser Stelle ist es mir ganz wichtig, eindeutig zu versichern, dass ich persönlich selber keine monitären Vorteile von dieser Empfehlung habe.
Ich möchte Sie einfach teilhaben lassen an einer spirituellen Quelle, die mein persönliches Gebetsleben seit Jahren ungemein bereichert und vor der ich überzeugt bin, dass für viele andere Menschen – gleich in welcher Lebenssituation – darin eine Möglichkeit des täglichen spirituellen Impulses liegt, die meinen Lobpreis, meine Bitten und meinen Dank in Worte fassen kann, die ich selber nicht finden kann und die auch für mich selber zum Segen werden.

Ihre Erfahrungen mit TE DEUM

Wenn Sie das TE DEUM kennen oder auch aufgrund dieses Beitrags kennen lernen wollen, dann würde ich mich freuen, wenn Sie mir über Ihre Erfahrungen mit TE DEUM berichten würden.




LIEBE – segenswert!

Ansprache zum ökumenischen Gottesdienst zum Ruhrpride in Essen am 06.08.2021 in der evangelischen Marktkirche in Essen.

Predigtgrundlage bilden der Psalm 67 und 1. Johannes 4, 7-13

Vor dem Beginn des ökumenischen Gottesdienstes, Foto: Gerd Wittka, 2021

Das diesjährige Thema dieses ökumenischen Gottesdienstes zum Ruhrpride 2021 ist nicht neu, aber brandaktuell.
Nicht zuletzt auch wegen einer Entscheidung aus dem Vatikan, also meiner Kirche, dass nicht alle Paargemeinschaften, darunter auch homosexuelle Paare in einer kirchlichen Feier gesegnet werden dürfen.
Zu Recht hat es deshalb einen regelrechten Aufstand gegen diese Erklärung gegeben.

Wir hier in Essen wissen, dass der Bischof von Essen Franz-Josef Overbeck und sein Generalvikar Klaus Pfeffer zu den Äußerungen aus Rom eine deutlich ablehnende Haltung einnehmen. So können auch in der römisch-katholischen Kirche des Bistums Essen Segensfeier für homosexuelle Paare stattfinden.

Wir aus dem Vorbereitungskreis sagen ohne Abstriche und einmütig: „Liebe ist segenswert“

Und ich finde, die Gründe dafür sind auf unserer Seite.

Aus dem Vatikan verlautete, dass die Kirche homosexuelle Paare nicht segnen könne.

Provokant möchte ich sagen: in gewisser Hinsicht stimmt es sogar.
Denn: Gott segnet!

In den kirchlichen Segensfeiern bitten wir Gott um SEINEN Segen.
Dies wird auch sehr schön in dem Psalm 67 deutlich, den wir ziemlich zum Anfang gehört haben.

Da bittet der Beter Gott darum, dass ER SEINEN Segen spenden möge: „Gott schenke uns seine Gnade…“ so heißt es da gleich am Anfang.
Und diese Gnade besteht darin, dass er sein Angesicht bei uns leuchten möge.
Das bedeutet nichts anderes, als dass Gott selber bei uns bleiben möge und mit seiner Gegenwart unser Leben erhellt und zum Leuchten bringt.

Gottes Gnade ist Segen für uns. Und dieser Segen sorgt dafür, dass wir leben und lieben können. Im Alten Testament steht dafür der Begriff „Recht“. Dieses Recht ist aber göttliches Recht, welches nur eine Absicht verfolgt: dem Menschen Heil und Heilung zu spenden.

Der Segen Gottes, den wir also immer wieder erbitten, ist der Segen darum, dass die lebensspendende und lebenssichernde Ordnung Gottes auch für uns wahr wird.

Vor der evangelischen Marktkirche – Rainbow-Flags laden zum Gottesdienst ein. Foto: Gerd Wittka, 2021

Konkret drückt der Beter das im Bild der reichen Ernte aus.
Dies ist sicherlich sehr konkret auf die Landwirtschaft bezogen.

Heute dürfen wir dieses Bild der Ernte umfassender verstehen: all das ist damit gemeint, wo wir in unserem Leben etwas neu beginnen, wo wir an etwas mitwirken wollen, wo wir uns mit Liebe einbringen in Beziehungen:
in alltäglichen Begegnungen und deren Beziehungen,
in Beziehungen zu Familienangehörigen, zu Freund:innen
aber auch in exklusiven Beziehungen einer Partnerschaft.

Sie alle stehen unter der Gnade Gottes. Der Wille Gottes, dass allen Menschen Heil widerfährt, ist grenzenlos; dafür gibt es viele Hinweise im Alten Testament.

Unsere Welt wird da heil, wo wir in einer liebevollen Welt leben und in liebevollen Beziehungen.
Liebevoll heißt hier für mich, dass es nicht an uns allein hängt, ob diese Liebe gelingt. Sie ist auch Wirken Gottes, des Heiligen Geistes. Insofern dürfen wir Gott auch darum bitten, wie wir es in Segensfeiern fröhlich tun.

Weil die Liebe heilsam sein kann, deshalb lädt uns der 1. Johannes-Brief ein, einander zu lieben.

Denn, wer liebt, ist ganz eng im Bunde mit Gott.
Der Verfasser des Johannesbriefes ist felsenfest davon überzeugt, dass alle Formen der Liebe in Gott ihren Ursprung haben, „denn die Liebe kommt von Gott“ und später sagt er sogar: „Denn Gott ist LIEBE.“

Wo Menschen lieben, wird also diese göttliche Liebe sichtbar, gegenwärtig.
Das erhebt jede liebende, respektvolle und fürsorgliche Partnerschaft auf Augenhöhe zu einer besonderen Würde.

Immer wieder wird versucht, der Liebe diese Würde abzusprechen, wo man sich weigert, für diese Liebe den Segen Gottes zu erbitten.

Das ist völlig absurd, denn anstatt sich zu freuen, auch sich mit diesen Paaren zu freuen, die sich in Liebe binden wollen, wird versucht, diese Liebe zu degradieren und diese Verbindungen schlecht zu reden, oder sie sogar mit Attributen wie „Gottlosigkeit“ zu diffamieren.

Gegen solches Gedankengut steht das Wort der heutigen Lesung, welches uns zusagt: wir sind und bleiben mit Gott verbunden, wenn wir einander lieben.

Mir ist es wichtig, noch einmal diese wertschätzenden Worte aus dem Johannes-Brief am Ende der Lesung zu zitieren:

„Aber wenn wir einander lieben, bleibt Gott mit uns verbunden.
Dann hat seine Liebe in uns ihr Ziel erreicht.
Gott hat uns Anteil gegeben an seinem Geist.
Daran erkennen wir, dass wir mit ihm verbunden sind und er mit uns verbunden bleibt.“

Deshalb gilt unverbrüchlich, was wir als Thema dieses Gottesdienstes gewählt haben:
„Liebe (ist) segenswert“ – nicht ‚Punkt‘ sondern ‚Ausrufezeichen‘.


Es gilt das gesprochene Wort.




CSD: Ökumen. Gottesdienst in Essen

Wieder Präsenzgottesdienst

In diesem Jahr können wir wieder zum ruhrpride in Essen einen ökumenischen Präsenzgottesdienst feiern.

In einem illustren Kreis von Vertreter:innen der alt-katholischen, der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche, von ehrenamtlich Engagierten und Vertreter:innen verschiedener Organisationen haben wir wieder einen Gottesdienst vorbereitet, den wir am

Freitag, den 06.08.2021 um 18.00 Uhr in der evangelischen Marktkirche, Mark 2, Essen-Innenstadt

feiern werden.

Der Gottesdienst steht unter dem hochaktuellen Thema

„Liebe – segenswert!“.

Wir freuen uns sehr auf diesen Gottesdienst und viele Menschen, die sich – unter Coronabedingungen – in diesem Jahr zu diesem Gottesdienst wegen eines festen Platzkontingentes anmelden müssen.

Anmeldung nimmt die Aidshilfe Essen e.V. entgegen unter folgender Mailadresse: csd@aidshilfe-essen.de




07.06.21 – Tagessegen

Segens-er-füllt, Quelle: www.pixabay.com

Herr und Gott,
segne uns.

Wen du segnest, der geht Wege des Heiles.

Weil du segnest, brauchen wir nichts zu fürchten.

Wo immer du segnest, wird die Schöpfung mit Gnade erfüllt.

(zitiert nach, TE DEUM, Juni 2021, S. 75.)