Weihnachten.Leuchten.Sterne

Bild von Hello Cdd20 auf Pixabay

Ein Stern für unseren Alltag

Es ist Weihnachten.
Eine Nacht, in der wir innehalten dürfen.
Draußen ist es dunkel, die Welt kommt zur Ruhe, und irgendwo leuchtet ein Stern.
Vielleicht über einer Krippe. Vielleicht am Fenster eines Hauses.
Vielleicht auch nur in der Erinnerung.

Weihnachten erzählt von einem Licht, das nicht laut ist.
Kein blendender Glanz, kein Feuerwerk.
Ein Stern reicht.
Ein stilles Zeichen am Himmel, das sagt: Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort.

Dieser Stern von Bethlehem ist mehr als eine schöne Geschichte.
Er erzählt davon, dass Gott nicht auf Abstand bleibt.
Dass er sich nicht aus dem Leben heraushält, wenn es schwierig wird.
Im Gegenteil: Gott kommt mitten hinein.
In eine arme Familie. In einen Stall. In eine Nacht voller Unsicherheit.
Weihnachten heißt: Gott ist da – genau dort, wo das Leben zerbrechlich ist.

Vielleicht ist das der Grund, warum uns dieses Fest bis heute berührt.
Weil wir die Dunkelheit kennen.
Weil wir wissen, wie sich Müdigkeit anfühlt, Sorge, Angst vor dem Morgen.
Weil unser Alltag oft mehr fordert, als wir geben können.
Und weil wir uns danach sehnen, dass uns jemand begleitet.

Der Stern von Bethlehem war ein Wegweiser.
Er führte Menschen, die sich aufmachten, ohne den ganzen Weg zu kennen.
Die Weisen folgten ihm nicht, weil sie alles verstanden hatten,
sondern weil sie hofften.
Weihnachten beginnt mit diesem Vertrauen:
dass ein kleines Licht genügt, um weiterzugehen.

So ist es auch mit dem Glauben im Alltag.
Er ist nicht immer stark.
Manchmal ist er brüchig wie ein alter Papierstern am Fenster.
Doch wenn es dunkel wird, beginnt er zu leuchten.
Nicht perfekt, aber tragend.

Weihnachten sagt uns:
Gott ist Immanuel – Gott mit uns.

Nicht über uns, nicht fern von unserem Leben,
sondern mitten in unseren Tagen, unseren Beziehungen, unseren Fragen.
Wir müssen nichts vorweisen, nichts leisten.
Wir kommen mit dem, was wir haben:
Liebe und Sehnsucht, Hoffnung und Schmerz.
Das ist genug.

Der Stern über der Krippe zeigt bis heute den Weg.
Nicht hinaus aus der Welt,
sondern hinein in unser Leben.
Er erinnert uns daran, dass Gott uns begleitet –
leise, treu und voller Licht.

Das ist der Zauber von Weihnachten.
Ein Stern.
Und die Zusage: Du bist nicht allein.

Und es geht noch weiter.
Denn das Schöne an Weihnachten ist auch:
Weihnachten endet nicht an der Krippe.
Der Stern bleibt nicht am Himmel stehen.
Er will unseren Weg berühren.

Denn wenn Gott in diese Welt kommt,
dann verändert das etwas.
Nicht auf einmal, nicht spektakulär.
Aber leise, von innen heraus.

Weihnachtlicher Glaube heißt zuerst:
Wir müssen die Dunkelheit nicht verdrängen.
Wir dürfen sie ansehen – und trotzdem hoffen.
Der Stern leuchtet nicht, weil alles gut ist,
sondern weil Gott mitten im Unfertigen da ist.
Das schenkt Vertrauen für den nächsten Schritt.

Und dieses Vertrauen bleibt nicht privat.
Wer unter dem Stern lebt, sieht die Welt anders.
Wir beginnen, Menschen wahrzunehmen:
die Müden, die Einsamen, die Übersehenen.
So wie Gott hinsieht – ohne Vorbehalt.

Weihnachten erinnert uns daran,
dass Gott klein geworden ist.
Verletzlich. Angewiesen auf Nähe.
Darum zeigt sich christlicher Glaube nicht zuerst in großen Worten,
sondern in offenen Augen und offenen Händen.
Im Zuhören. Im Teilen. Im Dableiben.

Der Stern weist auch heute Wege des Friedens.
Nicht den schnellen Frieden,
sondern den geduldigen.
Den, der im Kleinen beginnt:
wenn wir nicht zurückschlagen,
wenn wir versöhnen statt verhärten,
wenn wir den Mut haben, Brücken zu bauen.
Weihnachtliche Hoffnung glaubt: Frieden wächst dort,
wo Menschen sich vom Licht leiten lassen.

Und der Stern leuchtet über die ganze Schöpfung.
Über Felder und Tiere, über Himmel und Erde.
Das Kind in der Krippe liegt nicht fern von der Natur,
sondern mitten in ihr.
Weihnachten sagt uns: Diese Welt ist Gott nicht egal.

Darum tragen wir Verantwortung für das,
was lebt, in dem wir dafür dankbar sind
und es achtsam bewahren.

Christlich leben heißt dann:
Spuren des Sterns im Alltag hinterlassen,
damit auch die Dunkelheit woanders
durch das Licht unseres Sterns etwas heller wird.

Wir können die Welt nicht retten.
Aber wir können leuchten.
Nicht grell, nicht perfekt –
sondern wie ein Stern:
still, beständig, hoffnungsvoll.

So wird Weihnachten mehr als ein Fest.
Es wird eine Haltung.
Ein Vertrauen, das trägt.
Ein Licht, das wir weitergeben.

Und vielleicht ist das das Schönste:
Dass Gott uns zutraut,
selbst ein wenig Stern zu sein –
für andere.
Für diese Welt.


Bild: www.pixabay.com



Kirche: anschlussfähig bleiben

Auf dem „Tag der pastoralen Dienste“ unseres Bistums am vergangenen Donnerstag, haben sich Seelsorgende der verschiedenen Berufsgruppen getroffen, um über die Herausforderungen der Seelsorge in dieser Zeit zu diskutieren und zu beraten.
Der Referent dieses Tages, Herr Andreas Feige, prägte den Satz:

„Wir müssen anschlussfähig bleiben für die verschiedenen Gottesbilder und für verschiedene Sozialformen der Kirche!“

Mag. Theol. Andreas Feige, Freiburg

Diese Aussage verbindet sich gut zu den Lesungen des 6. Sonntag der Osterzeit, zu dem der nachfolgende Impuls ist:

Der Heilige Geist – Wegweiser in Zeiten des Wandels

Wir leben in einer Zeit, in der sich vieles verändert – in der Politik, in der Gesellschaft und auch in der Kirche.
Manche Dinge, die uns früher Sicherheit gegeben haben, verschwinden.
Gewohnheiten, an denen unser Herz hängt, geraten ins Wanken.

Neue Lebensweisen, viele Kulturen und unterschiedliche Meinungen prägen unsere Welt.
Das spüren wir auch in unseren Kirchengemeinden, im Glaubensleben – und vielleicht sogar in unserem eigenen Herzen.

Aber: Solche Zeiten des Wandels gab es immer schon.

Wenn wir in die Bibel schauen, sehen wir: Auch die ersten Christinnen und Christen standen vor großen Veränderungen.
Nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt mussten sich die jungen Gemeinden neu orientieren.
Sie hatten viele Fragen:

• Wer gehört zur Gemeinde?
• Können Menschen, die keine Juden sind, auch Christen werden?
• Müssen sie sich beschneiden lassen oder sich an jüdische Speisevorschriften halten?
• Was tun mit Menschen, die anders leben oder glauben?

Es ging also nicht nur um Regeln, sondern um die Frage: Wer sind wir als Kirche?
Und es gab damals heftige Meinungsverschiedenheiten.

Kommt uns das bekannt vor?

Auch wir heute haben schwierige Fragen:

• Dürfen Menschen, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, zur Kommunion gehen?
• Wie gehen wir mit homosexuellen Menschen in der Kirche um?
• Dürfen gleichgeschlechtliche Paare gesegnet oder sogar kirchlich getraut werden?
• Können wir gemeinsam mit Christinnen und Christen anderer Konfessionen das Abendmahl feiern?
• Und: Können Frauen zu Diakoninnen geweiht werden?

Diese Fragen sind nicht leicht.
Sie betreffen unseren Glauben ganz direkt.
Und oft sind Ängste damit verbunden – die Angst, dass wir unsere Identität verlieren.
Die Angst, dass der Glaube verwässert wird.
Oder dass wir mit unseren Traditionen brechen.

Und trotzdem:
Jede Zeit hat ihre Fragen.
Jede Gemeinde hat ihre Herausforderungen.
Immer wieder geht es darum, diese Fragen im Licht des Evangeliums zu betrachten – und im Vertrauen auf den Heiligen Geist.

In der Apostelgeschichte (Kapitel 15) lesen wir von einem wichtigen Moment: dem sogenannten Apostelkonzil.
Die Gemeinde in Jerusalem überlegte, wie sie mit den vielen Nichtjuden umgehen sollte, die Christen wurden.

Am Ende sagten sie:
„Der Heilige Geist und wir haben beschlossen, euch nur wenige Dinge aufzuerlegen: Ihr sollt kein Götzenfleisch essen, kein Blut, nichts Ersticktes und keine Unzucht treiben.“ (Apg 15,28)

Man könnte sagen: Die ersten Christinnen und Christen fanden einen Kompromiss.
Aber nicht aus Angst, sondern aus Vertrauen.
Sie vertrauten darauf, dass Gott durch seinen Geist wirkt – nicht durch äußere Regeln.
Sie schlossen niemanden aus. Sie öffneten die Tür.

Auch nach dieser ersten Einigung blieb es nicht friedlich: In Antiochia gerieten Paulus und Petrus in Streit, weil Petrus sich aus Angst vor streng gesetzestreuen Juden-Christen plötzlich von der Mahlgemeinschaft mit Heiden-Christen zurückzog. Paulus kritisierte dieses Verhalten im Galaterbrief als unehrlich, da für ihn alle Christen gleich waren – unabhängig von ihrer religiösen Herkunft.

Es ging wieder in erster Linie nicht nur ums Essen – sondern um die Frage:
Wie weit reicht unser Glaube?
Trauen wir Gott zu, dass er größer ist als unsere Grenzen?

Petrus musste erst mühsam lernen, was Gott ihm in einer Vision zeigte, die im 11. Kapitel der Apostelgeschichte berichtet wird:
„Was Gott für rein erklärt hat, das nenne du nicht unrein.“ (Apg 11,9)

All das zeigt uns:
Die Kirche ist kein festes, unbewegliches Gebäude.
Sie ist etwas Lebendiges.

Menschen diskutieren, machen Fehler, kehren um, lernen dazu.
Und mitten in allem ist der Heilige Geist – damals wie heute.

Jesus hat uns diesen Geist versprochen.
Er sagte:
„Der Heilige Geist wird euch lehren und euch erinnern an alles, was ich euch gesagt habe.“ (Joh 14,26)
Und:
„Meinen Frieden gebe ich euch – nicht wie die Welt ihn gibt.“ (Joh 14,27)

Dieser Friede ist kein Zustand, in dem alles ruhig ist.
Sondern ein Weg – ein Weg des Zuhörens, des Miteinanders, des Vertrauens.

Frieden wächst nicht durch Verbote oder Machtworte.
Frieden entsteht, wenn der Heilige Geist unsere Herzen bewegt – und unsere Gemeinden.

Darum:
Bleiben wir offen für diesen Geist.
Stellen wir unsere Fragen.
Hören wir einander zu.
Gehen wir miteinander.

Nicht alles müssen wir sofort lösen.
Aber wir können losgehen.
Im Vertrauen auf Gott.
Gemeinsam.