Seit dem 5.2. habe ich wieder einen ‚crash‘, weil ich mich bei einem Studientag als Proband völlig übernommen habe. Das Thema hat mich angesprochen und wie Adrenalin in meinem Körper gewirkt. Ich war extrem wachsam und fokussiert, mit einem Energieschub, der mir half, schnell und effektiv zu reagieren. Dabei habe ich leider meine Grenzen an dem Tag nicht wahrgenommen, konnte auf sie nicht hören und nicht entsprechend reagieren. Nachmittags zuhause dann der Zusammenbruch: ‚crash‘ genannt.
Das dauerte bis zum gestrigen Tage an.
Eine Chorprobe, zu der ich mich aufgerafft hatte, lag dazwischen. Doch auch das war nicht gut für mich. Daraus entstanden folgende Zeilen:
Crash – ein stummer Knall im Nichts, ein Zerreißen des Gewohnten.
Ich sehe einen Text, Buchstaben tanzen auf dem Rand des Verstehens, doch ihr Sinn entgleitet wie Nebel in einer mondlosen Nacht.
In meinem Kopf kommt nichts an – nur ein endloses Echo von Leere, wo Worte sich verlieren und Bedeutungen verhallen.
Lieder ohne Melodie, Noten, zu stumm, schwarze Zeichen auf kaltem, weißem Grund, die mein Hirn nicht fassen kann, wie Schatten, die sich weigern, Form zu geben.
Ein Gespräch, ein flüchtiges Flüstern der Erinnerung an vorgestern, doch der Zugang zu dem, was war, ist versiegelt im Labyrinth der Zeit – keine Worte finden den Weg heraus.
Ich weiß, was war, doch das Blatt bleibt leer: der Kopf verharrt in Schweigen, der Mund schweigt – und all die Zeichen, unsichtbare Botschaften, verweben sich im geheimnisvollen Dunkel einer unentdeckten Melodie.
(Gerd A. Wittka, 07.02.205)
2. Advent – Tröstet!
„Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott!“
Dieser Text aus dem Buch Jesaja fordert uns heute ebenfalls heraus, wenn ich ihn richtig deute!
Vom Trost ist im Advent viel die Rede: „Wo bleibst du Trost der ganzen Welt…?“ heißt es in einem Adventslied.
Das Wort ‚Trost‘ weckt in uns ein Gefühl, das wir alle kennen. Viele Texte und Aphorismen beschäftigen sich mit diesem Thema. Trost scheint ein wertvolles Wort zu sein. Aber als Wort allein ist es bedeutungslos.
Was bedeutet Trost, was spendet Trost?
Ich grüble schon den ganzen Tag über diese Frage nach, aber ich finde nur Begriffe, Gedankensplitter, Bilder, Vermutungen … aber nichts davon kann ich richtig erfassen, verstehen und ausdrücken, zumindest nicht vollständig.
Über den Trost nachzudenken bleibt wohl nur bruchstückhaft. Aber vielleicht liegt darin das Geheimnis vom Trost. Eine universelle Definition von Trost gibt es nicht. Ebenso wenig gibt es eine verbindliche Regel, wie man richtig tröstet.
Trost hängt von der Situation und der Beziehung ab, in der er gesucht und gegeben wird. Er ist nicht allgemein oder abstrakt, sondern konkret und individuell. Er richtet sich nach dem, was jemand erlebt hat und mit wem er verbunden ist.
Und Trost ist gefährlich, für jene, die Trost spenden wollen allemal. Denn nur wer wirklich trösten will, braucht den Mut, bei den Menschen zu bleiben und mit ihnen zu sein; sich von ihrem Schicksal bewegen und berühren zu lassen. Trost geben zu wollen, heißt auch, bereit zu sein, in gewisser Weise mitzuleiden.
So drückte es der Publizist Peter E. Schumacher aus:
Trost
…und bisweilen kommen da Worte, die dich gleichsam starker Hände nehmen, dich halten und behutsam führen, deren sanfter Druck dir Trost schenkt und die nicht scheuen die Nässe
Die Herausforderung und die Pflicht ist es, in dieser Nähe respektvoll zu bleiben und keine Grenzen zu überschreiten. (Wohin das führen kann, erfahren wir seit Jahren sehr leidvoll in den vielen Aufdeckungen spirituellen Missbrauchs oder sexualisierter Gewalt.)
Dieser Mut zur Nähe ist ein Mut zur emotionalen Nähe, ohne dabei selbst in den Sog von Unglück und Leid herunter gezogen zu werden.
Trost braucht Empathie, ich übersetze es gerne mit Einfühlsamkeit!
Diese Einfühlsamkeit ist es übrigens, die Gott uns zeigt und diese göttliche Einfühlsamkeit ist der Ursprung, warum Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist.
Gott ist an unserer Seite, Gott steht hinter uns, Gott steht uns bei. Das ist der „Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt“, wie es im Adventslied heißt.
Wenn es ein Unternehmen gäbe, das „Trost“ anbietet – es wäre heute sehr gefragt! Denn: Viele Menschen sehnen sich nach Trost! … Echter Trost ist mehr als nur eine Vertröstung. Echter Trost schenkt Mut und Kraft für den nächsten Schritt. Denn ich fühle: Ich bin nicht allein gelassen.
Manchmal kommt der Trost unerwartet und leise, nicht durch Worte, sondern durch Gesten und Zeichen von Güte und Wertschätzung: eine Nachricht – egal in welcher Form in diesen modernen Zeiten -, ein freundliches Gesicht, eine ehrliche Nachfrage, ein aufmerksames Zuhören oder ein stilles Beisein bei Menschen, die jetzt nicht allein sein wollen, …. Das kann Mut machen und Trost spenden.
Man erkennt oft den Trost nicht an den Handlungen des Tröstenden, sondern an der Wirkung, die der Trost auf den anderen Menschen hat.
Der österreichische Priester Martin Gutl hat das in seinem Buch: „Der tanzende Hiob“ – Styria Verlag 1975, mal so beschrieben:
Karl May schreibt über den Trost: Siehst du ein Menschenkind in Tränen, verhalt’nes Schluchzen in der Brust, so wolle ja nicht, ja nicht wähnen, dass du mit Worten trösten musst.
Vermeide es, ihn zu beraten; geh weiter, aber sende dann die Liebe, die in stillen Taten ihm heimlich, heimlich helfen kann.
Berührt ein kalter Schall die Wunde, so schmerzt er nur und heilt sie nicht; der Trost wohnt nicht im leeren Munde, er ist des Herzens tiefste Pflicht.
Vor einem Wort am rechten Orte kehrt wohl der Harm beruhigt um, doch wahrer Schmerz hat keine Worte, und auch der wahre Trost ist stumm. Karl May (1842 – 1912), zitiert nach: https://www.aphorismen.de/gedicht/98868
Ich formuliere meine Erkenntnis mit meinen eigenen Worten.