Weihnachten 2024

Gott sieht uns an und schenkt uns (S)ein Ansehen

Quelle: www.pixabay.com

Aus meiner Weihnachtsansprache (Gottesdienstteilnehmenden erhalten einen Bildabzug):


Diese Krippendarstellung im Kirchenfenster ist farbenprächtig und naiv gestaltet.
Bunte Farben dominieren, ohne die dunkle, kalte Nacht, in der das Kind in Betlehem geboren wurde.

Die Szene wird von Blau und Grün bestimmt: Blau symbolisiert Himmlisches, Göttlichkeit, Harmonie und Hoffnung; Grün steht ebenfalls für Hoffnung sowie für Ruhe, Gelassenheit und Fruchtbarkeit.

Es gibt keinen Hinweis auf die Schwierigkeiten, die Maria und Josef bei der Suche nach einer Unterkunft für die Geburt hatten.
Stattdessen wirken ihre Gesichtszüge entspannt, fast meditativ.

Die Farben Blau und Grün verleihen dem Bild eine Atmosphäre von Ruhe und Gelassenheit.
Ebenso steht Blau für die Hoffnung; sie spiegelt sich in zweierlei Hinsicht wider: zum einen die weltliche Hoffnung auf eine gute Zukunft für das Kind, zum anderen die göttliche Hoffnung auf Erlösung, die in diesem Kind Fleisch geworden ist.

Gelb, das für Wärme und Licht steht, umgibt das Kind und rückt es ins Zentrum.
Rot, die Farbe von Leben und Liebe, ist dezent im Bild verteilt, jedoch allgegenwärtig und symbolisiert die allumfassende Liebe.

Der Fokus liegt auf dem neugeborenen Christus.

Die Darstellung ist bewusst unrealistisch: Kein Neugeborenes kommt mit offenen Augen zur Welt, kann gezielt seine Hände bewegen oder den Kopf heben.

Dies deutet die zukünftige Bestimmung des Kindes an.
Der Zeigefinger Christi verweist weder auf Maria noch auf Josef, sondern durch sie hindurch in den Himmel – auf Gott, von dem das Heil und die Rettung kommt.

Besonders hervorzuheben ist der Blick des Kindes, der den Betrachter direkt trifft. Während Kinder normalerweise ihr Umfeld mit den Augen erkunden, ist es hier der Blick Jesu, der die persönliche Beziehung zu jedem Betrachter betont. Christus sieht uns an.

(…)

An Weihnachten, mit der Geburt des Mensch gewordenen Gottessohnes, erfahren wir, dass wir in Gottes Augen wichtig sind.
In dem Weihnachtslied ‚Ich steh an deiner Krippe hier‘ heißt es an einer Stelle: „Ich sehe dich mit Freuden an und kann mich nicht sattsehen.“

Hier wird eine Szene gebildet, wo wir Christus anschauen und er uns.
In diesem Moment kommen wir ihm ganz nahe und dürfen ihn mit unseren Augen sehen.
In dieser Begegnung mit dem Kind dürfen wir einfach „sein“ – ohne uns verstellen zu müssen.
In den Augen dieses göttlichen Kindes schaut uns Gott mit seiner ganzen Liebe an und zeigt uns: Du bist in meinen Augen ganz wichtig!

Ich glaube, dass das genau das Weihnachtsgeheimnis ist: Gott schenkt uns Ansehen.
Auch wenn wir oft das Gefühl haben, im Alltag nicht wahrgenommen oder übersehen zu werden, an Weihnachten erfahren wir, dass Gott uns liebt und uns wertschätzt.
Weihnachten will für uns das Bewusstsein wecken, dass Gott die ganze Menschheit und jede und jeden Einzelnen von uns als geliebte Kinder annimmt, ohne dass wir etwas tun oder leisten müssen.

In dieser Nacht wird deutlich: wir sind nicht nur irgendeine Person, sondern jemand, den Gott liebt und wertschätzt.
Er schaut uns mit einem Blick der Güte und Liebe an.

Selbst wenn wir uns wieder in unseren Alltag stürzen, dürfen wir wissen, dass Gottes Blick uns begleitet und uns tief in unserem Innersten erreicht.

Papst Franziskus sagte einmal: „Wir alle wurden mit göttlichem Erbarmen angeschaut.“

An Weihnachten dürfen wir spüren, dass Gott uns mit seinem Blick in sein göttliches Erbarmen hüllt.
Dieser Blick ist ein Geschenk, das uns auch in den Tagen nach Weihnachten begleiten soll.
Denn vor Gott sind wir nicht nur ein Gesicht in der Menge – bei IHM sind wir einzig-artige geliebt und wertvoll.




würde

unser menschsein
zeigt sich darin
dass
würde
nicht nur
ein konjunktiv
ist

Gerd A. Wittka, 02.07.2023




Die Schande aus Mashhad

oder: wie Frauen heute verfolgt werden, weil sie Frau sind

Frauen werden im Iran gedemütigt und verfolgt. Frauen, die das Recht für sich in Anspruch nehmen, sich so zu kleiden, wie sie es wollen.
Frauen, die sich nicht in ein frauenfeindliches ideologisches islamistisches Korsett zwingen lassen wollen. Frauen, die sich ihrer Würde als Frau und Mensch bewusst sind und diese Würde in Anspruch nehmen.

Bild von PicElysium auf Pixabay



Sie werden verfolgt von Männern, die Frauen missachten und ihnen Gewalt antun: physisch und psychisch. Männer, die sich zu willfährigen Helfershelfern eines Regimes machen, das die Verachtung und Verfolgung freiheitsliebender Frauen auch noch als ‚zivilisatorische Leistung‘ ansehen!

Dieses Video zeigt eine solche Verfolgung von Frauen im Iran. Es zeigt, dass die Attentäter sogar meinen, fremdes Eigentum stehlen zu können, um die Frauen zu misshandeln.

Doch der Ladenbesitzer schreitet ein. Er verteidigt die Würde der Frauen und vielleicht auch sein Eigentum.

Dieser aufrichtige Ehrenmann wird sogar noch von den Behörden ‚verwarnt‘, also auch bedroht!

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Ich teile dieses Video, weil ich dafür werben möchte, es weiter zu teilen.
Ich teile dieses Video, weil wir diesem Regime und allen menschenverachtenden Regimen zeigen müssen, dass die ganze Welt zuschaut und solches Verhalten nicht akzeptieren wird.
Ich teile dieses Video, damit es eine große Solidarität mit den Frauen gibt, die als Frauen und Menschen behandelt werden wollen.
Ich teile dieses Video, um anzuklagen, wie im Namen von Religionen Unrecht ausgeübt wird.
Ich teile dieses Video, weil ich mehr und mehr meine, dass Menschen, die anderen Menschen solches Leid antun, das Recht verwirkt haben, sich als ‚zivilisierte‘ Menschen zu sehen!




Reerdigung – Eine neue Art der Bestattung

Pietätvoll – Nachhaltig – Schön

Bild von Gabriela Piwowarska auf Pixabay

Eine neue Art der Bestattung ist seit einem Jahr in Deutschland möglich, die meines Erachtens zukunftsträchtig ist.
Sie ist pietätvoll, ökologisch nachhaltig und auch in ihrer Symbolkraft schön und friedvoll.

Diese Form der Bestattung heißt: „Reerdigung“



Die Gründer dieser Bestattungsform haben nun ein Jahr lang Erfahrungen gesammelt. Und jetzt stellen sie uns ein pietätvolles Video vor, das uns mit dieser neuen Form der Bestattung vertraut machen kann.

Ich empfehle sehr dieses Video und ich überlege selber, auch für mich persönlich diese Bestattungsform zu wählen!

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„… und nahm ein Kind in seine Arme …“

TRIGGER-GEFAHR! – ’sexualisierte Gewalt‘! – TRIGGER-GEFAHR! –

„… Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme …“ (Mk 9, 36)

Wieviele Frauen und Männer, Jugendliche und Kinder werden – wenn sie an diesem Sonntag diese Schriftstelle hören – innerlich zusammen zucken?!
Wieviele Menschen wird in den Sinn kommen, was an zigtausenden Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen durch kriminielle Verbrechen sexualisierter Gewalt in der Vergangenheit durch kirchliche Amtsträger an Leid geschehen ist?!

Auch wenn ich als Theologe weiß, dass es bei diesem Beispiel Jesu um was ganz anderes geht, kamen mir an dieser Textstelle die unzähligen Nachrichten von sexualisierter Gewalt und deren Vertuschung in den Sinn.

Symbolbild, Quelle: www.pixabay.com

Dabei war es früher einmal ganz anders.
Als Kind und Jugendlicher – als ich noch nichts wusste von diesen abscheulichen Verbrechen – war diese Textstelle der Inbegriff einer herzlichen und liebevollen Begegnung zwischen dem Kind und Jesus. Hier ging es um Ansehen, Respekt und Würde auch eines noch so kleinen Wesens, das aus gesellschaftlicher Sicht kaum Beachtung fand.

Auch ohne dem Hintergrund von sexualisierter Gewalt würden wir heute wahrscheinlich etwas skeptischer auf ein solches Verhalten Jesu blicken.
Denn heute wissen wir, dass Übergriffigkeit schon sehr schnell geschehen kann.
Sie kann schon geschehen, wenn man ein Kind – ohne dass es damit einverstanden ist – „in ihre Mitte“ stellt und es so ungefragt „in seine Arme“ nimmt.

Ja, ich höre sie schon, jene, die mir unterstellen, man dürfe es auch nicht übertreiben!

Ich finde, die Ereignisse und Nachrichten der letzten Jahre – gerade auch aus dem Umfeld der Kirche, aber auch darüber hinaus – können uns gar nicht sensibel genug werden lassen für das Thema „Übergriffigkeit“.

Quelle: www.pixabay.com

Von Erwachsenen selber gar nicht so empfunden, können sie für Kinder verstörend sein.

Apropos „Ansehen, Respekt und Würde“: Ich finde mehr und mehr, dass man schon bei Begegnungen mit Kleinkindern und Kindern dem heute eher gerecht wird, wenn ich sensibel darauf achte, welche Signale von Kindern ausgehen, wenn sie anderen Menschen begegnen? Sind sie erfreut und offen, gehen sie vielleicht selber auf Erwachsene zu, oder machen sie hingegen einen verunsicherten oder gar ängstlichen Eindruck? Schauen sie mich musternd und skeptisch an mit versteinerter Miene oder sind sie unbefangen oder gar fröhlich.

Ich jedenfalls würde heute Kinder – so ohne Weiteres – nicht in die Arme nehmen, wie wir es heute von Jesus hören.

Ein Beispiel: Wenn Eltern mit ihren Kindern zur Kommunionempfang kommen aber offensichtlich ist, dass das Kind noch nicht zur Kommunion gegangen ist, dann ist es mittlerweile gute Angewohnheit, diese Kinder an der Hand ihrer Eltern nicht unbeobachtet zu lassen, sondern sie zu segnen.
Manche, die die Kommunion austeilen, tun dies selbstverständlich und ohne großes Fragen, machen dem Kind ein Kreuzzeichen auf die Stirn und … fertig!

Ob das Kind es gewollt hat?!
Sicher ist man sich da nur, wenn man eindeutige Signale von es bekommen hat, dass es das auch möchte.

Seit Jahren habe ich es deshalb bei mir zur Regel gemacht, selber in diesem Augenblick in die Knie und auf Augenhöhe mit dem Kind zu gehen (sofern das noch mein rechtes Kniegelenk einigermaßen geschickt zulässt) und das Kind zu fragen, ob ich es segnen darf. Zumeist verbinde ich damit auch dann die Frage, ob es mir seinen Namen sagen würde? Nennt es mir dann seinen Namen, lege ich dem Kind eine Hand auf und spreche – unter Namensnennung – einen Segen.

Symbolbild, Quelle: www.pixabay.com

Ich habe für mich gefunden, dass das ein respektvoller Umgang mit dem Kind ist. Was denken Sie darüber?

Kommen wir aber zur Schriftstelle dieses Sonntags zurück:

Jesus will ein Beispiel setzen, dass er sich mit den Kleinen und Geringgeachteten solidarisiert.
Er will deutlich machen, wer Menschen aufnimmt, die wenig geschätzt und geachtet werden, der nimmt IHN gleichsam selber auf.

Eine Heiligenlegende eines Volksheiligen, des hl. Martin von Tours, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt, weil dieser sonst zu erfrierend droht, ist ein gutes Beispiel für die Übersetzung des heutigen Evangeliums in unseren Alltag.

Doch leider können wir – unter dem Zeichen der Verbrechen sexualisierter Gewalt in den Kirchen – und auch anderswo – so unbefangen auch diese Textstelle nicht mehr lesen, ohne uns darüber Rechenschaft ablegen zu müssen, wie wir die Würde jener zum Recht verhelfen, die klein, hilfsbedürftig, entrechtet werden, um an und mit ihnen ein Beispiel zu geben, wie wir ihnen das Ansehen verschaffen, dass ihnen von Gott gegeben ist und sie in SEINEN Augen groß sein lässt.

Ich finde, wenn uns diese Textstelle des heutigen Sonntags hilft, sensibler mit den Themen „Übergriffigkeit“, „Respekt“, „Missbrauch“ und „sexualisierter Gewalt“ umzugehen, dann kann ich gut damit leben, wenn es auch nicht das zentrale Thema dieser Textstelle ist.

Aber angesichts der Schwere dieser Verbrechen gegen Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlenen darf uns kein Text aus dem Evangelium dafür zu schade sein, diesen Text auch unter diesem Vorzeichen zu lesen, zu interpretieren und zu verstehen!