Epiphanie 2025

Was Weise, Sterndeuter, Magier und Könige uns lehren (könnten) …?

Es wird erzählt, dass die Männer, die in der Bibel beschrieben werden, Magier, Weise oder Sterndeuter waren.
Manche sagen sogar, sie waren Könige.
Wir sprechen gerne von den „heiligen drei Königen“, dabei ist in der Bibel ihre Zahl gar nicht erwähnt.
Diese Männer machten sich jedenfalls – so die Bibel – von weit her auf den Weg nach Betlehem, um den „neugeborenen König“ zu suchen – und fanden das Baby Jesus.

Aber wer waren diese Männer wirklich?
Waren sie Sterndeuter oder Könige?
Das passt nicht so ganz zusammen.
Vielleicht waren sie Sterndeuter und Weise, denn Weise sind kluge und gebildete Menschen.

Magier, wie wir sie heute als Illusionskünstler kennen (zum Beispiel Siegfried & Roy oder die ‚Ehrlich Brothers‘), waren sie wahrscheinlich nicht.

Das Wort „Magier“ kommt aus dem Griechischen (mágos).
Es wurde früher für Zauberer oder Sterndeuter benutzt, besonders aber für Priester aus der Religion der Zoroastrier, die ursprünglich auf den medischen Priesterstamm der Mager zurückging.

Manche glauben, die Männer kamen aus verschiedenen Teilen der Welt.
Aber in der Bibel steht, dass sie „in ihr Land“ zurückkehrten.
Hätten sie nicht „in ihre Länder“ zurückkehren müssen, wenn sie aus verschiedenen Regionen kamen?
Oder ist das nur eine sprachliche Ungenauigkeit?

Auch wird gesagt, dass sie aus unterschiedlichen Altersgruppen stammten.
Doch wie konnten sie dann ein gemeinsames Grab haben?

Solche Fragen bringen uns nicht wirklich weiter, wenn wir überlegen, was dieses Ereignis für unseren Glauben bedeutet.

Die Bibel erzählt, dass die Männer nicht zum jüdischen Kulturkreis gehörten, aber eine besondere Botschaft erkannten.
Diese Botschaft sahen sie in einem Stern.
Sie machten sich auf den Weg, obwohl es eine lange und schwierige Reise war.

Am Anfang ihrer Reise stand eine Hoffnung.

Neulich hörte ich von einer Familienfeier, bei der jemand schlecht über Menschen mit Migrationshintergrund sprach.

Oft vermeiden wir bei solchen Anlässen Streit, um die Stimmung nicht zu verderben.
Aber ist das richtig?

Der christliche Glaube fordert uns auf, für das einzustehen, was wir als richtig erkennen, auch wenn es schwierig ist.
In der Bibel steht: „Verkündet Gottes Botschaft, egal ob es den Leuten gefällt oder nicht!“ (2. Timotheus 4,2).

Mit der Zeit wird mir immer klarer: Meine Lebenszeit ist zu kostbar, um einfach falschen Konventionen zu folgen.
Wenn bei einer Feier Fremdenfeindlichkeit verbreitet wird, kann es wichtig sein, dagegen zu sprechen – auch wenn das die Harmonie stört.
Das kann ein Zeichen setzen und andere ermutigen, in Zukunft bewusster zu überlegen, was sie sagen.
Jesus sagte: „Denkt nicht, ich bringe Frieden, sondern Kampf!“ (Matthäus 10,34).
Das bedeutet, dass der Glaube manchmal unbequem ist und uns herausfordert.
Er fordert uns auf, eine Haltung einzunehmen und unseren Weg zu gehen, auch wenn er schwierig ist.

Wer diesen Weg geht, kann in Jesus ein Licht finden – das Licht von Betlehem.
Es ist ein Licht, das uns Mut gibt, auch unbequeme Wege zu beginnen und zu gehen.

Ein Lied aus meiner Jugendzeit heißt es sinngemäß:
… Wer geht den Weg, der die Mühe lohnt?
Den Weg wollen wir gehen …

den langen, steinigen und unbequemen Weg, der sich der Mühe lohnt…

Was wäre, wenn die Weisen aus dem Morgenland für uns zur Motivation würden, ebenfalls unbequeme Wege zu gehen, wenn am Ziel eine Verheißung wartet, die unserem Leben Sinn schenken möchte?!


Fotos: www.pixabay.com




Verdunstung

Immer wieder höre ich, dass der christliche Glaube in unserer Gesellschaft verdunste und an Bedeutung verliere.

Manchmal wird das sogar mit populistischen Haltungen verknüpft, die vor einer Entchristlichung unserer Gesellschaft zu Gunsten anderer Religionen oder Weltanschauungen warnen.

Nur:
Dann muss auch die Frage erlaubt sein, woran es auf der Seite derer liegen könnte, die sich selber Christ:innen nennen?

Die Bezeugung und Verkündigung des christlichen Glaubens ist nicht allein Aufgabe der Kirchen!

Ich möchte ein Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrungswelt nehmen.

Wenn Einrichtungen, die selber nicht kirchlich sind, aber von Namen nach suggerieren, auf einer christlichen Basis zu arbeiten, keinen Deut bereit sind, minimalste Anstrengungen zu machen, um auch nach außen hin zu zeigen, dass sie für den christlichen Glauben stehen, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass das Christliche an Bedeutung verliert.

Gerade in den sogenannten ‚geprägten Zeiten‘ wir Advent und Weihnachten gibt es gute Möglichkeiten auf die Christlichkeit der eigenen Einrichtung hinzuweisen.
Und gerade in Zeiten, wo nichtchristliche Symboliken in solchen Zeiten Überhand nehmen, ist es um so wertvoller, wenn man auf die genuinen christlichen Symbole aufmerksam macht.

Dazu gehören für mich in diesen Zeiten solche Symbole wie Adventskränze, aber auch später Weihnachtsbäume und sogar Weihnachtskrippen.

Natürlich reichen solche Zeichen nicht aus, wenn sie nicht auch mit praktizierter christlicher Haltung in ihrer Glaubwürdigkeit bestärkt wird.
Aber mit solchen einfachen Zeichen wäre schon mal ein Anfang gemacht, der auch die Herzen der Menschen berührt.

Adventliche Gestaltung einer Krankenhaus-Kapelle

Hermann Gröhe




Ende

Impuls zu Matthäus 28, -16-20

Das ist das Ende ….

das ist das Ende des Matthäus-Evangeliums, was wir gerade gehört haben.



Einige Zeilen vorher wird berichtet, wie die Frauen, die zum Grab gehen, um den Leichnam Jesu zu salben, das Grab leer finden und davor ein Engel, der ihnen sagt, dass Jesus auferstanden sei.
Und dann gibt der Engel den Frauen eine Botschaft mit, die sie den Jüngern übermitteln sollen:
„…geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden und siehe, er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen….“ (Mt 28,7)
Die Frauen machen sich auf den Heimweg, auf dem ihnen der auferstandene Christus erscheint, der ihnen noch einmal den Auftrag wiederholt, den der Engel ihnen zuvor mitgegeben hat: „… Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen….“ (Mt 28,10)

Eigentlich ist das schon alles, was Matthäus über die Auferstehung zu berichten weiß, und dass die Frauen tun, wie ihnen gesagt worden war.
Angekommen bei den Jüngern erzählen sie, was der Herr ihnen aufgetragen hat.
Und nun ziehen die Jünger los nach Galiläer.
Das haben wir heute im Evangelium gehört.
Mehr, als wir heute im Evangelium gehört haben, weiß Matthäus nicht über die Auferstehung Jesu und seiner Begegnung mit den Jüngern zu berichten.

Ist schon etwas komisch.

Aber vielleicht stimmt auch hier das Wort: „In der Kürze liegt die Würze!“

Mache nicht so viele Wort, sondern komme auf den Punkt.

Und diesen Dreh- und Angelpunkt arbeitet Matthäus sehr knapp heraus:

Die Erfahrung und die Begegnung mit dem Auferstandenen lässt nur eine Reaktion zu, nämlich diese Erfahrung weiter zu geben, davon zu erzählen und davon Zeugnis abzulegen.

Die elf Jünger, wie sie bei Matthäus genannt werden – Judas Iskariot war ja nicht mehr und ein Nachfolger für ihn noch nicht gewählt -, nehmen aus der Erfahrung nichts anders mit, als selber in die Welt hinauszuziehen und diese Frohe Botschaft weiter zu geben.

Hätten sie sich diesem Auftrag verweigert, wir würden wahrscheinlich heute nicht zum Gottesdienst versammelt sein.

Und wie steht es um uns heute?
Was machen wir, wenn wir gleich nach dem Gottesdienst wieder nach Hause gehen?
Was machen wir mit unserem Glauben, dass wir hier in diesem Gottesdienst ebenfalls dem Auferstandenen begegnet sind, in seiner Frohen Botschaft und in der Eucharistie?

Freuen wir uns auf einen entspannten Abend und auf einen schönen, ruhigen und freien Sonntag, an dem wir „den lieben Gott einen guten Mann sein lassen“ können?

Oder spüren wir, wenn auch nur minimal etwas Enthusiasmus, von dem, was wir glauben, auch anderen mitteilen zu wollen, ob in Worten oder durch Taten?!

Unser Gottesdienste sind einerseits immer Rückzugsorte, aber Orte, an denen etwas mit uns geschehen darf.
Unsere Gottesdienste dürfen so etwas sein, wie Akku-Ladestationen, in denen wir unsere entladenen Akkus des Enthusiasmus wieder aufladen dürfen und mit 100% Power in den Alltag zurück gehen können.

Und wie kann das konkret gehen?

Lasst uns überlegen und einfach mal spinnen, welche Situationen es geben könnte, die aber nicht missionarisch rüber kommen.

Zum Beispiel so:
Stellen wir uns mal vor, wir sind in einer ziemlich alltäglichen Situationen, wo wir mit uns bekannten Menschen zusammen sind: in einer Gruppe, bei einer Geburtstagsfeier oder einfach nur so beim Kaffeeklatsch.
Stellen wir uns weiter vor, wir würden – wie aus heiterem Himmel – einfach in dieser Situation den Satz heraushauen:
„Ich glaube, dass der Tod nicht das Ende ist!“

Mehr nicht…!
Was meinen Sie, welche Reaktionen kommen würden?

Oder: ich erinnere mich an eine Situation am Donnerstag Morgen, als ich mit anderen wartenden Patienten in meiner Hausarztpraxis saß.
Vor uns ein TV, stumm gestaltet, nur Bilder aus dem Gazastreifen.
Eine Patientin konnte ihre Bestürzung nicht zurück halten und sagte einfach nur: „Schrecklich, diese Bilder!“
Und plötzlich reagierte jemand anderes darauf und überlegte laut, wie viel Leid auf beiden Seiten erlebt wird. Eine andere Person fiel ein: „Und diejenigen, die am meisten darunter leiden, können zumeist nichts dafür, die palästinensischen Frauen, Kinder und Männer.“
Natürlich habe ich dann auch ‚meinen Senf dazu gegeben‘ und gefragt, was passieren müsse, damit Frieden auf beiden Seiten möglich wird.

Und schon waren wir in einem kurzen, angeregten und mitfühlenden Gespräch über die Situation im Gaza-Streifen, als sich eine Tür öffnete und mein Arzt mir zurief: „Herr Wittka, bitte!“

Merken Sie, worauf ich hinaus will?
Durch einen empathischen Gedanken, den die erste Frau laut ausgesprochen hatte, kamen Menschen miteinander ins Gespräch und haben sich zumindest Gedanken darüber gemacht, wie das Leid der Menschen dort ist und Frieden in Nahen Osten möglich werden könnte!

Wer glaubt noch, dass in diesem Augenblick nicht der Heilige Geist am Werk war?
Und ich bin sicher, dass hier auch ein Aspekt unseres christlichen Glaubens spontan und unverhofft mitten im Tag zur Sprache kam.


Dazu passt etwas dieser Beitrag!
Gott hat durchaus Platz in unserem Alltag – in unserem Leben!

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.




Ostern be-WEG-t

Ein Fest voller lebendiger Dynamik

Teil 1: Maria Magdalena

Ostersonntag – Joh 20, 1-18

Gerade in Zeiten wo vieles in unserem Leben still zu stehen scheint, ist mir das Evangelium vom Ostersonntag besonders unter dem Aspekt der Bewegung aufgefallen.

Ich möchte heute einige Passagen dieses Evangeliums etwas genauer anschauen …



Die Verse Johannes 20, 1-3.11-16 berichten von dem Ostergeschehen, wie es Maria Magdala er-fahren hat.
Fassen wir kurz zusammen:
Maria Magdala macht sich auf dem Weg zum Grab. Dort sieht sie das offene Grab; der Stein ist fort. Sie schaut nicht ins Grab sondern eilt sofort zurück zu Petrus und Johannes (!) und berichtet ihnen, was sie gesehen hat. (Dann laufen Petrus und Johannes zu Grab; was sie erleben: dazu später.)

Auch Maria Magdala geht in ihrer Trauer zum Grab zurück. Petrus und Johannes waren nicht mehr dort. Jetzt schaut auch Maria weinend ins Grab, findet den Leichnam nicht. Stattdessen sieht sie einen Engel, der sie nach dem Grund ihrer Trauer fragt. Sie erklärt, dass sie den Leichnam Jesu vermisst und ihn sucht, dann schaut sie sich um und sieht Jesus, erkennt ihn aber nicht.

Auch von ihm gefragt, was sie suche, bekennt sie auch ihm ihre SEHN-SUCHT. Sie öffnet in ihrer Trauer ihr Herz – vermeintlich gegenüber einem Fremden – und gesteht ihm ihre Sehnsucht.
Und der UNERKANNTE antwortet ihr, indem ER sie nur bei ihrem Namen nennt.
Sie wird von ihm mit ihrem Namen angesprochen, was ihre ‚Identität‘ ist, SIE ist gemeint.

Quelle: Von Giotto di Bondone – Web Gallery of Art: Abbild Info about artwork, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15883958

In dieser vertrauten Ansprache erkennt sie nun Jesus, ihren Herrn und Meister.
Als sie IHM ihr Innerstes offenbart, ihren Schmerz, ihre Trauer, ihr Erschrecken, da offenbart ER SICH ihr.

Welche Aspekte scheinen mir auf?

Nach dem Tod Jesu verfällt Maria nicht in Lethargie, sie verkriecht sich nicht. Sie weiß, was zu tun ist. Uns so geht sie zum Grab. Dort ist auch für sie der Ort, wo sie mit ihrer Trauer sein kann, in der Nähe ihres geliebten Herrn. Doch sie findet ihn nicht mehr. Konsterniert berichtet sie den Jüngern Petrus und Johannes.
Aber das reicht ihr nicht; sie gibt sich mit dem offenen Grab nicht zufrieden. Es kann nicht sein, dass von ihrem Herrn gar nichts mehr geblieben ist. Wohin nun mit ihrer Trauer. Sie muss selber Einblick haben in diese unfassbaren Geschehnisse. Sie will sich damit nicht abfinden, dass ER nun weg sein sollte, ganz und gar.

Quelle: Bild von Free-Photos auf Pixabay

Und sie folgt ihrer Sehn-sucht; sie sucht IHN zu sehen.

Doch die Trauer und die Sehnsucht zeigen ihr nur ein verschwommenes Bild, sie sieht nicht klar. Aber sie nimmt dennoch was wahr: sie ist nicht allein mit ihrer Trauer. Ein Engel zeigt sich ihr, ein himmlischer Bote, dem sie ihre Botschaft der Trauer und Sehnsucht sagt. Gesagt – getan: Nachdem sie ihre Trauer ausgedrückt hat, kann sie von sich absehen, sich umdrehen, ihre Blickrichtung wieder ändern.

Und da geschieht nun das unglaubliche und unbegreifliche: sie begegnet Jesus, den sich aber noch nicht erkennt.
Es ist noch einer weiterer Schritt nötig, heraus aus ihrem Schneckenhaus der Trauer und der Sorge.
Ihr Coming-out gegenüber dem vermeintlich ‚Fremden‘ stellen die Basis für eine Begegnung dar, die so tief ist, dass sie vom vermeintlichen Gärtner erkannt und in ihrer Sehnsucht wahrgenommen wird.

So wird sie von IHM mit der vertrauten Anrede „Maria“ angesprochen.
So kann sie nur jemand ansprechen, der sie durch und durch erkennt. So kann sie nur jemand ansprechen, der ihr doch so vertraut geworden ist; so vertraut, dass der Schmerz der Trauer über seinen Tod so unerträglich ist.

Da erkennt Maria ihren Meister und Herrn und sie begreift, was da geschehen ist, der Tote ist nicht mehr tot, der Tod ist tot, das Leben lebt, ihr Herr und Meister ist auferstanden.

Marias Verhalten ist so ermutigend: sie überlässt sich ihrer Trauer und ihrem Schmerz, aber sie vergräbt sich nicht; sie versucht, ihr Leben weiterzuleben, irgendwie, mit ihrer Trauer.

Und sie steht zu ihrer Trauer, zu ihren Gefühlen, die der Tod des geliebten Jesus bei ihr hinterlässt. Sie schließt sie nicht ein in ihrem Trauerprozess und scheut sich nicht davor.

Hier, wo das intimste der Trauer offenbar wird, hier wo die Sehnsucht keine oberflächliche ist, da ist die Begegnung mit dem Auferstandenen erfahrbar.

Mir macht dieses Evangelium Mut; es macht mir Mut, in diesem Jahr, wo wir zum zweiten Mal so ungewöhnlich Ostern feiern, das auch scheinbar unsere Sehnsucht nicht stillen kann, den Schmerz und die Trauer offen zu zeigen, sie nicht zu verstecken, nicht zu ignorieren, weil sie eine wesentliche Quelle unseres eigenen Lebens offenbart: die Liebe.

Ich wünsche uns allen, dass gerade in Zeiten der Trauer unsere Sehnsucht nach Christus nicht erlischt; dass wir weiterhin suchen. Und dass ER auch uns dann begegnet, uns ganz persönlich anspricht und uns damit zutiefst berührt und uns zur Erkenntnis führt:

ER lebt, und auch wir sollen leben!