In dunklen Zeiten

ein Zuhause bauen – für alle

In dunklen Zeiten, wo Hass und Hetze uns entgegenwehen,
ruft der Heilige Geist – manchmal mit leiser aber fester Stimme:
Du bist berufen, Mitgefühl zu leben,
Botin und Bote der Liebe in einer Welt zu sein, die vom Sturm der Vorurteile zerrissen wird.

Die Schatten des Extremismus verdunkeln den Tag,
doch der Glaube an Menschlichkeit leuchtet wie die Morgenröte,
dringt die Todeskälte und durchbricht die starre Nacht,
in der sich Angst ausbreitet, wie wucherndes Dornengestrüpp

Strecke die Hände aus, wo Mauern des Hasses stehen,
sprich Worte der Hoffnung und Bestärkung
und nicht des Zweifels und der Missgunst.

Gemeinsam wollen wir weben ein Band aus Geschwisterlichkeit,
ein Netz, das selbst den tiefsten Abgrund
mit Hoffnung und Liebe überbrückt.

Wenn der Wind des Extremismus uns entgegenweht,
stehen wir fest – mit Herzen, die im Takt der Liebe schlagen.

Denn in der Nächstenliebe liegt unser aller Zukunft,
die eine Welt erschafft, in der wir alle als geliebte Kinder
des einen Gottes ein Zuhause finden.

© Gerd Wittka, 2025




2. Adventssonntag – C – 2024

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Gedanken zu Baruch 5, 1-9

Geschlagen und gebeutelt bist du, Jerusalem.
Deine Kinder sind unter Verfolgung und Gewaltherrschaft, dass über dich gekommen ist, in alle Himmelsrichtungen verstreut worden.
Sie konnten nur fliehen, mit dem, was sie am Leibe trugen, bar ihres ganzen Hab und Guts.
Schmutzig und staubig wurden die Kleider deiner Kinder, blutig und strauchelnd ihre nackten Füße, die sie fort trugen aus der Gewalt ihrer Peiniger.
Fern von der Heimat und dem verheißenen Land fristen deine Kinder ihr Los.

Wo ist nun Gott, der Zukunft dir verheißt, Jerusalem; wo ist die Erfüllung der Verheißung, wo deine Rettung, wo dein Heil? —

Es ist das Klagelied Jerusalems damals, was Baruch als Grundlage seiner Worte aus der heutigen Lesung im Hinterkopf hat.
Es ist das Klagelied über die Not und die Verzweiflung der Geschundenen, der Männer, Frauen und Kinder, denen nur die Flucht blieb, um das zu retten, was ihnen noch blieb: ihr eigenes Leben – nicht mehr und nicht weniger.

Wem bei diesen Gedanken, die Menschen in den Sinn kommen, die heute auf der Flucht sind, der hat sich sein mitfühlendes Herz bewahrt.

Wer im Schicksal der damaligen Kinder Jerusalems auch heute noch das Schicksal der Flüchtenden sieht, die über das Mittelmeer kommen, um ihr Leben zu retten und die auf der Suche sind, nach ‚ihrem‘ gelobten Land, der kann vielleicht die Sehnsucht de Menschen erahnen, die Baruch heute im Blick hat.

Den Menschen mit ihrer Sehnsucht nach der Verheißung Gottes widmet Baruch seine Zeilen.
Es sind poetische Worte der Rettung und Befreiung.
Er verkündet den Menschen in der Zerstreuung – der Diaspora – die Rückkehr in ihre Heimat, ihr Zuhause, an den Ort, wo sie ihres Lebens sicher sein können.
Es ist zugleich der Ort, wo sie ihrem Gott wieder nahe sein und im Licht seiner Herrlichkeit leben können.

Es lohnt sich, diese Worte der Befreiung noch einmal zu verinnerlichen.
Ich versuche es mit eigenen Worten:

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Zieh das Gewand der Trauer aus, Jerusalem,
und kleide dich in das Licht der Gerechtigkeit.
Dieses Licht ist wie ein Mantel aus Gottes Herrlichkeit, der dich
umhüllt, der, wie Morgenröte die Nacht vertreibt.

Schau, die Wege werden geebnet,
Berge beugen sich in Ehrfurcht,
Täler heben sich wie Hände zum Himmel.
Kein Hindernis bleibt, kein Stein blockiert den Pfad,
auf dem deine Kinder heimkehren.

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Von Osten und Westen,
vom Rand der Erde sammeln sie sich,
geführt vom Wort, das Himmel und Erde erschuf.
Mit jedem Schritt weicht die Finsternis,
denn Gottes Licht leuchtet ewig.

Jerusalem, erstrahle,
denn der Herr hat dich erwählt.
Die Bäume rauschen seinen Lobgesang,
die Wälder beugen sich im Jubel.
Du bist nicht mehr die Stadt der Klage,
sondern die Braut, geschmückt mit Frieden und Freude.

Bild von IrinaUzv auf Pixabay

Gott selbst führt dich,
wie ein Hirte seine Herde,
wie ein Vater sein Kind.
Und alle, die sehen, werden wissen:
Der Herr hat sein Volk nicht vergessen.

• Wir dürfen diese Worte einen Augenblick so stehen lassen und mit ihnen nachspüren, welche Gefühle sie in uns wecken?

• Wo sehnen wir uns in unserem Leben nach Befreiung und Erlösung?

• Was lastet schwer auf unserem Leben?

• Und wo fühlen wir uns manchmal fern von Gott oder sogar von ihm verlassen?

In diesen Gefühlslagen will das Wort aus dem Buch Baruch auch uns erreichen und unser Vertrauen stärken, dass Gott uns nicht aus den Augen verliert.
Gott ist um unser Heil besorgt und er tut, was nötig ist, selbst wenn er seinen eigenen Sohn in diese unheilvolle Welt schicken muss, um inmitten dieser erlösungsbedürftigen Welt Heilung zu bringen.

Wer weiß, wie beschwerlich eine Wanderung zu Fuß über Berg und durch Tal sein kann, der bekommt ein Gefühl für die Erleichterung und Leichtigkeit, die Gott uns zu Teil werden lassen möchte, jetzt, hier und in unseren sehr konkreten Lebenslagen.

Es wir sein, wie ein erholsames Fußbad nach anstrengender Wanderung.
Hier wird es uns gut gehen.

Dann können wir wieder bewusst den Duft der Bäume riechen und genießen und die Wohltat spüren, die ihr Schatten uns unter sengender Hitze verschafft.

Bild von Andreas auf Pixabay

Sein Heil ist dann wie ein nach Hause kommen, an einen sicheren Ort, an dem wir in innerer und hoffentlich äußerer Sicherheit und ohne Angst leben können.
Da, wo unsere Vergangenheit lag, da wird auch unsere helle Zukunft sein.
Dieses Heil ist dann wie ein Ort, an dem unsere geschundene Seele sich erholen und gesunden darf.
Denn: ER wird uns Gutes tun!

Übersetzung: „Wo gehen wir denn hin?
Immer nach Hause.“ (Novalis)
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay



Sterben – zuhause

Bild von truthseeker08 auf Pixabay

Ja, es ist ein Thema, das gerne verdrängt wird. Aber spätestens dann, wenn ich mir selber Gedanken darüber mache, wo und wie ich sterben möchte, kommt auch die Frage:
Möchte ich lieber zuhause sterben oder woanders?



Leider sterben viele Menschen noch zu oft in der fremden und fremdbestimmten Umgebung eines Krankenhauses. Darauf weist auch die Pharmazeutische Zeitung in einem aktuellen Artikel hin.

Hier gehts zum erwähnten Artikel: Mehr Menschen könnten zuhause anstatt im Krankenhaus sterben


Von einem der Krankenhäuser, in dem ich arbeite, habe ich den Eindruck, dass man Patient:innen, die bald sterben werden, die Möglichkeit geben möchte, zu hause zu sterben.

Im Laufe der Jahre habe ich diese Haltung sehr schätzen gelernt.

Denn es geht hier nicht darum, die Patient:innen ‚abzuschieben‘. Oft wird behauptet, dass die Patient:innen vor ihrem Sterben entlassen werden, weil es sonst dem Image eines Krankenhauses schaden würde, wenn ’so viele Patient:innen dort sterben‘.

Umgekehrt wird ein Schuh draus, wie ich meine!

Die Abläufe und auch die Haltung in einem Krankenhaus können noch so gut und empathisch sein, sie können Sterbenden nie einen angemessenen Rahmen bieten, dass der Sterbende diese letzte Lebensphase auch als LEBEN erfahren kann.

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Sterben ist ja auch ein Teil unseres Lebens. Und wer möchte schon im Krankenhaus ‚leben‘?!
Ich jedenfalls fühle mich zuhause, in meinen eigenen, vertrauten und behaglichen Wänden viel wohler als in der fremden Atmosphäre eines Krankenhauses. Deshalb stelle ich mir auch vor, dass ich wohl eher nicht im Krankenhaus sterben möchte.

Wenn also Krankenhäuser in ihrer Haltung sich diese Vorstellungen zu eigen machen, dann finde ich es sehr gut, wenn sie es Patient:innen – wenn eben möglich – zuhause oder in einem anderen Umfeld sterben können, wo sie sich wohler und selbstbestimmter fühlen können als im Krankenhaus.

Natürlich muss gewährleistet sein, dass der sterbende Mensch dort, wo er sterben kann, auch gut aufgehoben und versorgt ist.

Dafür gibt es mittlerweile viele Angebote: angefangen von Pflegediensten bis hin über ambulante Hospizdienste, die sterbende Menschen begleiten.
Natürlich können auch engste Zugehörige (Familienangehörige, Freund:innen) in dieser Phase mit eingebunden werden. Nicht nur sterbende Menschen, auch die Zugehörigen profitieren dabei von den Diensten der Hospizbewegung.

Bild von congerdesign auf Pixabay

Auf der Homepage des Erzbistums München-Freisingen findet sich ein schöner und anschaulicher Bericht, wie eine solche Begleitung aussehen kann. Ich finde, es ist einer Ermutigung.

Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man sterbenden Menschen und jenen, die diesen Menschen nahestehen, gut vermitteln kann, dass sie gut begleitet und nicht sich selber überlassen bleiben, sich häufig dazu entscheiden, zuhause oder in einer anderen vertrauten Umgebung außerhalb eines Krankenhauses sterben zu wollen und zu können.

Wie denken Sie darüber? – Schreiben Sie mir gerne in den Kommentaren.