Himmelfahrt
Manchmal geschieht es – ganz unverhofft …
da durchfährt mich dieser Gedanke, wie ein Blitz:
„Und was, wenn es die Himmelfahrt und Auferstehung gar nicht gibt …?!“
Meine Gefühlslage ist dann sehr krass, als würde es mir die Beine wegziehen; mir wird flau im Magen und der Druck im Kopf steigt …
So geschehen heute Morgen, als ich die Laudes von „Christi Himmelfahrt“ betete.
Glaubst du an die Auferstehung? Und kennst du auch solche Momente?!
Mich irritieren sie zutiefst.
Der Glaube an die Auferstehung ist in mir so existentiell verankert, dass solche Gedanken verstörend für mich sind.
Aber die Gedanken kommen und sind auf einmal da!
Auch als jemand, der an die Auferstehung glaubt, bin ich vor solchen Gedanken nicht gefeit.
Wundert dich das? – Mich wunderte es, aber jetzt nicht mehr.
Doch: was mache ich mit solchen Erfahrungen?
Was würdest du machen?
Beiseite schieben und verdrängen und weiter machen …?
So möchte ich damit nicht umgehen!
Auch wenn diese Gedanken mich irritieren: ich möchte mich ihnen stellen; ich muss mich ihnen stellen.
Es sind nämlich die plötzlichen Augenblicke in meinem Leben, die mich als Christ mit der existentiellen Frage meines Christseins konfrontieren. (BTW: vor mir liegt ein Buch von Sören Kirkegaard: „Wie werde ich ein Christ?“ – Zufall?)
Zurück: diesen irritierenden Gedankenblitz lasse ich zu und schau, wohin er mich führt…
Je länger ich ihn ‚im Raum stehen lassen‘, um so mehr drängt sich die Frage in mir auf, was mein Leben sinn-voll sein lässt?
Und diesen Gedanken immer weiter gedacht, sehe ich zwei Pole in meinem Leben.
Da ist der eine Pol, der Glaube an die Auferstehung als eine Vision und Hoffnung, aber eine Hoffnung, die so schlecht zu greifen ist. Das formuliert schon Paulus in seinem Brief an die Römer, Kapitel 8, Verse 24-26:
Denn auf Hoffnung hin sind wir gerettet. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Denn wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht?
Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen, dann harren wir aus in Geduld.
So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an.
Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.https://www.bibleserver.com/EU/R%C3%B6mer8%2C24-26
Und der andere Pol ist die Konfrontation mit der Frage: Was ist aber, wenn es die Auferstehung nicht geben sollte?
Diese Frage ist auch in meinem Kopf. Sollte ich dann nicht versuchen, darauf eine Antwort zu finden?
Ich meine: Ja!
Und ich komme dabei auch immer auf eine Antwort, die für mich auch zutiefst ‚christlich‘ ist:
Mein Leben muss auch ohne den Glauben an die Auferstehung sinn-voll sein!
Das heißt: alles, was ich tue und erlebe, wofür ich mich einsetze und was meine Überzeugungen sind, dürfen ihre Sinnhaftigkeit nicht verlieren, wenn es die Auferstehung nicht gäbe.
Und wenn ich daraufhin mein Leben gedanklich ‚abklopfe‘, dann komme ich zu einem Punkt, den ich die Bipolariät meiner christlichen Existenz nennen möchte:
Mein Leben, die Liebe, meine Beziehungen, die Freude, das Glück, aber auch die Herausforderungen und Nöte, mein Leiden und mein Unglück, … mein Leben und mein Tod wollen für sich genommen sinn-voll sein.
Dieses Leben als mein Leben anzunehmen, dass ist meine Aufgabe in dieser irdischen Zeit. Das ist der eine Pol meiner Existenz.
Durch den Glauben an die Auferstehung erfährt dieses Leben aber einen ‚Mehrwert‘, der dieses Irdische und Vergänglich mit dem Überirdischen und Unvergänglichen krönt.
Der Glaube an die Auferstehung wird bestätigt somit auf Unvergänglichkeit hin, was meine irdische Existenz hier und jetzt schon sinnvoll macht.Gerd A. Wittka, 26.05.2022, am Fest ‚Christi Himmelfahrt‘
Krasse Gedanken am Fest Christi Himmelfahrt, oder?!