„… damit wir frei handeln …“
Heute Morgen fand ich in der Schriftlesung des Tages ein abschließendes Gebet, aus dem ich gerne zitieren möchte:
„Guter Gott, es fällt uns nicht immer leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. (…) Manchmal stellen wir uns auch die Frage, wie viel an Einsatz uns etwas wert ist oder ob wir doch lieber alles seinen gewohnten Gang gehen lassen (…).
Steh du uns mit deinem Heiligen Geist bei, damit wir uns gestärkt spüren und frei handeln. Amen.“
(Verfasser*in unbekannt, Quelle: TE DEUM, 12.2020, S. 185)
Dieses Gebet nimmt meines Erachtens genau die missliche Lage auf, in der sich momentan viele Seelsorger*innen befinden, die in diesen Tagen entscheiden müssen, ob nun Präsenzgottesdienste angeboten werden oder mindestens bis zum Ende des staatlichen Lockdowns ausgesetzt werden?
In dieser Phase befinde ich mich persönlich auch, da ich aus einer Gewissensentscheidung heraus die Durchführung von Präsenzgottesdienste für unverantwortlich halte.
Ich habe eine Entscheidung für mich getroffen, die in vielen Gesprächen mit Teamkollegen und Gottesdienstteilnehmer*innen gefallen ist.
Es gibt Entscheidungen, die wir uns nicht abnehmen lassen können, die wir nicht delegieren können und die auch andere für uns nicht entscheiden können, weil diese Entscheidungen zutiefst mit dem eigenen Gewissen verknüpft sind.
Und das Gewissen ist – wie auch kirchliche Dokumente (nicht zuletzt das II. Vatikanische Konzil sagt), die höchste Entscheidungsinstanz.
Die höchste Urteilsinstanz aber ist Gott allein. Er schaut auf das Herz, erschaut auf unseren wirklichen Beweggründe und ob sie aus Liebe erwachsen sind.
Ich vertraue deshalb auf die gnädige Beurteilung Gottes.
Und das macht mich innerlich frei, wenn auch nicht ohne Konflikt.