Kirche und Klimastreik

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Notwendige Unterstützung

Evangelische und katholische Kirche beteiligen sich am kommenden Klima-Streik am 20. September 2019.
Sie unterstützen öffentlichkeitswirksam dieses Anliegen und sind auch bei manchen Protest-Demos mit eigenen Wortbeiträgen vertreten.

Ich selber unterstütze ausdrücklich diesen Aktionstag und auch in meinem Zuständig- und Verantwortungsbereich werbe ich für die Teilnahme an dieser Klimastreik-Demo.

Kritische Anfragen

Dennoch kann ich nicht umhin, kritische Rückfragen zu stellen, gerade auch im Hinblick auf die Fragen, welche Beiträge Kirchen und Christ*innen bereits in der Vergangenheit beispielhaft geleistet haben, um ein praktisches Vorbild in der Frage des Klimaschutzes zu sein?

Mir geht es darum – auch in der Rückschau – das in den Blick zu nehmen, wo wir als Kirche und einzelne Christ*innen schon längst und ohne größere Anstrengungen hätten handeln können!

  1. Ich frage mich zum Beispiel, wie es bei unseren Pfarreien mit dem Stromverbrauch aussieht?
  2. Ist es mittlerweile Standard, dass unsere Pfarreien Ökostrom beziehen, für Kirche und Gemeindegebäude?
  3. Oder wie ist es mit unseren Pfarrei-Entwicklungs-Prozessen (PEP)?
    Welche Rolle spielt die Ökologie bei den vorgenommenen oder anstehenden Entscheidungen?
  4. Wurde z.B. die Energie- und Ökobilanz bei der Frage berücksichtigt, welche Kirchen oder andere Gebäude erhalten und welche geschlossen werden?

Nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben

Bild von Welcome to all and thank you for your visit ! ツ auf Pixabay

Oder wie ist es mit ökologischen Innovationen?
In meiner früheren Pfarrei gab es Anfang der 2000er Jahre einen Arbeitskreis „Ökologie“, in dem ich mitgewirkt habe. Bis zu meinem Ausscheiden sind keine signifikanten Vorschläge aus den Beratungen umgesetzt worden, wie z.B. Photovoltaik-Anlagen oder Umstieg von Ölheizung auf ökologischere Heizanlagen, obwohl Erneuerungen anstanden. Mittlerweile ist ein Gebäude sogar zu einem Pfarrzentrum ausgebaut worden, aber die Pläne, dort eine Photovoltaikanlage zu installieren, in einem benachbarten Garten eine Regenauffang-Anlage für die Toilettenspülungen zu bauen oder auch nur Solarthermie-Anlagen für Warmwasser … alles nicht umgesetzt; und das, obwohl Geld für Umbau in die Hand genommen wurde und es Förderprogramme gab oder auch noch gibt!

Und wie halten wir es mit der Abfallproblematik bei unseren Veranstaltungen? Was ist mit Einwegprodukten? Kaufen wir für die verschiedenen Grillabende in Gemeinde oder Verbände Ökofleisch von regionalen Anbietern, oder geht es uns ums ‚möglichst billig‘? Was ist mit dem Kaffee, der viel in unseren Gemeinden verbraucht wird: ökologisch und fair gehandelt?

Es ist das eine, wenn Spitzen der Stadtkirche sich am Freitag sogar mit Statements bei Klimastreik-Demonstationen beteiligen.
Das andere ist aber auch die nötige und selbstkritische Rückfrage:

Was tun wir? Und auch: was haben wir bereits in der Vergangenheit versäumt, zu tun?

Ich selber beziehe schon seit Anfang der 2000er Jahre Ökostrom und bei meinem Stromanbieter werde ich dafür belohnt, wenn ich den Stromverbrauch weiter reduzieren.
Bislang war es mir immer noch jedes Jahr möglich, den Stromverbrauch zu reduzieren, obwohl z.B. auch sämtliches Warmwasser in meinem Haushalt über Durchlauferhitzer bereit gestellt wird.
Und ich habe nicht das Gefühl, dass mein Lebenskomfort dadurch spürbar gesunken ist.

Auch in anderen Bereichen frage ich mich zuerst: wie kann ich ohne großen Aufwand kleine ökologische Schritte gehen?
fairgehandelter Ökokaffee ist bei mir Standard
– schrittweise Umstieg auf LED-Leuchten
– mehr und mehr ökologisch und fair gehandelte Kleidung verschiedener Anbieter wie z.B. grundstoff.net
verpackungsfreies Obst und Gemüse (bevorzugt ‚bio‘)
– als erste Option immer BIO-Lebensmittel
Umstieg von Duschgel auf Dusch-Seifen in Sisal-Säckchen
– …

Ich weiß, dass ich da lästig bin, aber ich denke, bei Kirchens bleiben wir bislang deutlich unter unseren – leicht umzusetzenden – Möglichkeiten.

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