Totenkopf als Mode

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Skurrilität oder kollektive Verdrängungsstrategie?

Solche Modeartikel mit Totenkopfmotiv, womöglich auch voll Glitzer und Glimmer gibt es schon seit etlichen Jahren auf dem Markt.
Ob als Ohr-, Hals- oder Fingerschmuck, ob auf t-shirts, Schuhen oder Taschen: vielfältig ist das Sortiment, das einen Totenkopf ‚ziert‘.

Auseinandersetzung mit der Endlichkeit oder doch nur ‚dead sells‘?

In meiner Tätigkeit als Krankenhaus-Seelsorger erlebe ich immer wieder, wie den Themen Sterben und Tod ausgewichen oder sie verdrängt werden. Das gilt bei der Diagnose einer lebensverkürzenden oder sogar unheilbar tödlich verlaufenden Erkrankung.
Das gilt aber auch für Menschen in allen Lebensphasen.
Ich finde wenig Menschen, die – auch wenn es keine lebensbedrohende Umstände gibt – sich hin und wieder mit dem eigenen Sterben oder Tod beschäftigen.

Aber auf den Straßen sehen wir die vielfältigsten Symbole des Todes auf ‚modischer‘ Kleidung oder auf Freizeitgegenständen.

Wie passt das zusammen?

Seitdem es dieses Modemotiv flächendeckend gibt, kann ich trotzdem nicht erkennen, dass die Auseinandersetzung mit Sterben und/oder Tod zugenommen hat. Noch immer erschrecken viele Menschen so sehr bei diesen Themen, dass sie ausweichen oder es gar tabuisieren.

Dabei ist der Tag unserer Geburt der erste Tag, der uns dem eigenen Sterben und Tod näher bringt! Klingt krass, ist aber – bei genauer Betrachungsweise – so!


Corona-Schutz-Maske mit Totenkopf-Motiv! Einfach nur unsensibel angesichts der vielen Corona-Toten! - Bild von flockine auf Pixabay
Corona-Schutz-Maske mit Totenkopf-Motiv! Einfach nur unsensibel angesichts der vielen Corona-Toten! – Bild von flockine auf Pixabay

Auch für mich sind diese Themen keine ’schönen‘ Themen; aber wenn ich versuche, ihnen auszuweichen, geht es mir nicht besser und eine Stimme in meinem Kopf fragt mich: ‚Warum? Irgendwann wird es auch dich erwischen!‘

Natürlich habe ich auch keine Lust mich permanent und ständig mit diesen Themen zu beschäftigen. Mit Leichtigkeit und Fröhlichkeit möchte ich auch mein Leben genießen. Und ich liebe es; ich liebe mein Leben so sehr, dass ich auch keine Böcke habe, schon bald diese Erde zu verlassen.

Nur: es wird wohl nicht nach mir gehen.

Gebeinhaus, offenbar mit Toten auch aus den Kriegen - Bild von Wolfgang Sojer auf Pixabay
Gebeinhaus, offenbar mit Toten auch aus den Kriegen – Bild von Wolfgang Sojer auf Pixabay

Also stelle ich mich hin und wieder diesen Themen und schaue, welche Impulse sich für mich daraus für mein Leben ergeben.

Doch gerade, weil diese Themen so existentiell für mich sind, käme es mir nicht in den Sinn, sie leichtfertig für eine oberflächliche Modeinszenierung zu verwenden. Vielleicht liegt es daran, dass es eine gewisse ‚Ehrfurcht‘ vor diesen Themen gibt, die für mich so bedeutsam sind, dass ich sie auf dem Altar der Oberflächlichkeit nicht opfern mag!

Manchmal reizt es mich innerlich, Menschen die Totenkopf-Mode tragen, konkret zu fragen, was Sterben und Tod für sie selbst bedeutet und ob sie – abhängig von ihren Antworten – solche Mode wirklich bewusst tragen?

Aber da ich weiß, dass solche Fragen zu persönlich wären, schreibe ich hier einfach über dieses Thema und jede/r kann für sich selbst entscheiden, ob sie/er sich damit konfrontieren lassen möchte.

Jene aber, die solche Mode tragen, können nun wissen, was Totenkopf-tshirt und Co. bei mir auslösen.

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