Weihnachten unter außergewöhnlichen Zuständen

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Eine Predigt, die ich dieses Jahr nicht im Gottesdienst halten werde

Das Weihnachtsevangelium nach Lukas 2, 1-20

Quelle: www.pixabay.com

Liebe Schwestern und Brüder,
unter außergewöhnlichen Umständen erblickte Jesus das Licht der Welt.
Außergewöhnlich haben Maria und Josef die Umstände der Vorbereitung Jesu Geburt managen müssen.


Die Umstände, die sie dazu gezwungen haben, lagen nicht in ihrer Macht.
Sie fanden sich in einer Realität wieder, die sicherlich nicht ihren eigenen Vorstellungen davon entsprachen, wie Jesus in die Welt kommen sollte.

Sie konnten die strapaziöse Reise nicht verschieben, konnten nicht sagen: wir warten lieber noch bis nach der Geburt und machen die Geburt hier zuhause zu einem familiären Ereignis.
Denn sie mussten jetzt das tun, was ihnen die Situation auferlegte.

Mir fällt auf, dass das Evangelium nichts darüber sagt, in welcher Stimmung sie loszogen. Es erzählt nicht, ob sie murrten oder Kritik übten.


Die Bibel erzählt relativ sachlich: Die Volkszählung fand statt, also machten sie sich auf den Weg.
Und sie konnten ihre Unterkunft in oder bei Betlehem nicht vorher buchen, keine Platzreservierung in einer Herberge. Ja schlimmer noch: als sie ankamen, war alles besetzt.


Solche Umstände will man nicht und denkt sie sich auch nicht aus.

Aber: Wieder kein Murren.

Stattdessen stellen sie sich der Situation und machen das Beste daraus.
Und das Beste war dieser Stall auf den Feldern nahe bei Betlehem.

An so einem Stall ist nichts heimelig; es ist kalt und vielleicht zugig. Es bietet einen Unterstand mit bestenfalls trockenem Heu für die Herde auf dem Felde. Sie haben buchstäblich für ihr Lager nur ein Dach über den Kopf.

Quelle: pixabay.com

Was können wir froh sein, dass es uns heute doch viel besser geht.


Und doch: diese Weihnachten, dieses Geburtsfest Christi ist für uns auch außergewöhnlich.

Wir sind Umständen ausgesetzt, die wir nicht gemacht oder gewollt haben. Aber dennoch prägen sie unseren Alltag und das schon seit Monaten.
Auch wir müssen sehr situativ handeln; was wir uns bisweilen vorgestellt oder sogar geplant haben, wird durchkreuzt.

Liebe Schwestern und Brüder,
ich möchte keine platten Parallelen zwischen damals und heute ziehen, aber eine Gemeinsamkeit gibt es:

Weihnachten unter außergewöhnlichen Zuständen.

Doch die Zustände hindern Gott nicht dran, dass Jesus Christus zur Welt kommt.
Die Umstände können Gott nicht aufhalten, in dieser heiligen Nacht das Heil der Welt Mensch werden zu lassen.

Ja, wir dürfen sogar sagen, dass Gott gerade in diesen außergewöhnlichen Zuständen mit uns am Ball bleibt und uns sein Heil schickt.

Quelle: www.pixabay.com

Wie von Gottes Hand geführt, meistern Maria und Josef ihre Situation auf dem Weg nach Betlehem und in Betlehem.
Gott lässt durch seine Engel verkündigen, dass er gerade in solchen Zeiten das Heil bringt und zwar allen Menschen.

Maria und Josef haben keine gewöhnliche Geburt ihres Sohnes erlebt und waren dennoch voller Freude.

Auch wir Christen feiern dieses Jahr kein gewöhnliches Weihnachtsfest.
Es ist verbunden mit Enttäuschung und unerfüllten Wünschen.

Doch wir Christen könnten uns darauf verstehen, es gerade deshalb mit großer Freude zu feiern.

Und seien wir mal ehrlich: unsere „Armseligkeit“, die wir heute bei diesem Weihnachtsfest 2020 hier in Deutschland erleben, ist doch nichts zu der Armseligkeit, in der Jesus geboren wurde.

Sie ist auch nichts zu der Armseligkeit, unter denen dieses Jahr Menschen weltweit Weihnachten begehen, manche sogar in buchstäblicher Todesangst, weil sie z.B. an Covid-19 erkrankt sind.

Quelle: www.pixabay.com


Ich möchte Sie ermutigen:
gerade wenn Ihnen traurig zumute ist, wenn Sie an dieses Weihnachtsfest denken, mit den abgesagten Gottesdiensten usw.: besinnen Sie sich auf das geistliche Zentrum dieses Weihnachtsfestes!

Gott ist in Jesus Christus in die Welt gekommen, um das Dunkel der Welt zu erhellen:
Ihr Dunkel aber auch mein Dunkel;
Ihre Enttäuschungen, aber auch meine Enttäuschungen,
um unsere Hoffnung zu stärken,
Ihre und meine.


Ich wünsche uns allen ein wahrhaft gesegnetes Weihnachtsfest 2020!

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